Mehrweg, weniger Müll — Pfandbecher, Foto: Dörthe Boxberg

Freiburger Schule

Demnächst soll es in Köln ein Pfandsystem für Kaffeebecher geben

 

Ob ihm ein Nachteil einfalle? »Die Becher haut’s in der Spülmaschine umher. Aber ansonsten gibt’s keinen«, sagt Benjamin Haas. Er ist Betreiber des Café Auszeit in Freiburg — und hätte wohl nicht damit gerechnet, dass er mit seinem Kleinstbetrieb einmal das Interesse der Kölner Politik auf sich ziehen würde. Dass er es doch tut, liegt an einem bundesweit beachteten Projekt, dem sich Haas mit seinem Café angeschlossen hat: dem »FreiburgCup«, einem Kaffeebecher-Pfandsystem. Nach dem Freiburger Vorbild könnte bald auch die Stadt Köln Mehrwegbecher einführen. 

 

Die Deutsche Umwelthilfe ermittelte, dass in Deutschland täglich 7,6 Millionen »Coffee to go«-Pappbecher im Müll landen. Allein in Köln sind das 100.000 Becher. Die bringen Probleme; für die Umwelt, aber auch für die Abfallwirtschaft. Dem Kölner Umweltausschuss ging es ähnlich wie Cafébetreiber Haas: Er konnte nichts Schlechtes finden an der Idee vom Mehrweg-Modell.

 

»Fast alle Beteiligten waren begeistert. Das bekommen wir auch selten als Feedback«, sagt Thomas Hegenbarth — und lacht. Der Piraten-Sprecher hatte Anfang Dezember den Antrag im Umwelt-ausschuss gestellt. CDU und Grünen stimmten zu und beschlossen, dass Abfall-wirtschaftsbetriebe (AWB) und Verwaltung eine Umsetzung »ausloten bzw. prüfen«. Zu Beginn der zweiten Jahreshälfte soll ein Sachstandsbericht vorliegen. Hegenbarth hofft, dass es nach der schnellen ersten Übereinkunft nicht ungleich beschwerlicher weitergeht: »Da sollte mehr rumkommen als ein paar Ideen. Ich erhoffe mir konkrete Vorschläge, wie man das angehen kann.« Er ist sicher: »Wir stehen am Anfang einer langen Entwicklung.« Wichtig sei ihm, dass die Stadt vor allem Großunternehmen wie Bäckerei- oder Caféketten mit ins Boot hole. Mit denen eine Übereinkunft zu erzielen, wird schwieriger — aber auch ungleich effektiver als bei der kleinen Kaffeebude im Veedel.

 

Wenngleich große Konzerne auch dort noch fehlen, wird der »FreiburgCup«, dem ähnliche Kampagnen etwa in Berlin und Hamburg folgten, gut angenommen. Gastronom Haas berichtet: »Acht von zehn Kunden gehen mit einem Pfandbecher raus. Die trainieren wir langsam um.« Die Erfahrung macht auch Mechthild Böcker, die mit ihrer »Bambule-Kaffeebar« in Kalk ihr eigenes Pfandsystem aufsetzte. Obwohl ihre Kunden den Becher selbst anschaffen und im Café mit einer Pfandmünze wieder abgeben müssen, hat sich ihr Pappbecherverbrauch halbiert. »Einige haben ein schlechtes Gewissen, wenn sie nicht den Pfandbecher nehmen«, sagt Böcker. Weil zudem manchem Gast das Problem bewusst geworden sei, trinke er nun in Ruhe — vor Ort und im Sitzen. »Das ist für mich ja eh das Schönste.« 

 

In Freiburg ist das dazugehörige Netzwerk derweil üppig: Seit November ist es von 15 Betrieben auf knapp 50 gewachsen. Die bekommen die Becher von der Stadt und den Abfallbetrieben. Das Pfand für den Kunden beträgt einen Euro. Auch für das letzte Problem ist Cafébetreiber Haas zu einer Lösung gekommen: Er beschwert die Becher in der Spülmaschine neuerdings mit Tellern.