Den Ruf und Räder reparieren — AZ-Aktivist in Aktion, Foto: Dörthe Boxberg

No Future am Eifelwall

»AZ bleibt! « Tatsächlich? Das Autonome Zentrum

soll bald einer Grünfläche weichen

Friede den Hütten, Krieg den Grünflächen. In Köln ergibt manchmal selbst dieser Slogan Sinn — so ab­­surd er zunächst auch klingen mag. Drei Jahre nachdem das Autonome Zentrum (AZ) seine nunmehr zweite »Zwischenlösung« an der Luxemburger Straße bezogen hat, steht auch diese vor dem Ende: Am 31. Dezember 2018 läuft die Nutzungsvereinbarung aus, die der Verein »Kultur in Kalk e.V.« und die Stadt im Jahr 2013 gemeinsam unterschrieben hatten. Das ehemalige Kanalbauamt, in dem sich derzeit Proberäume, Werkstätten und Veranstaltungsbühnen befinden, soll dann einer im städtischen Masterplan vorgesehenen Grünfläche weichen. In un­­mittelbarer Nähe wird 2019 der Neu­­bau des Historischen Archivs entstehen.

 

No Future am Eifelwall? Im AZ wird mobil gemacht — mit Workshops, Urban-Gardening-Projekten und Anstandsbesuchen der Stadtoberen. »Das AZ hat einen gewissen Ruf in der Stadt«, erklärt Sprecher Uli Rothfuß. »Damit wollen wir aufräumen.« Laut Rothfuß besuchen jede Woche rund 1000 Menschen das AZ. Darunter auch jene, die den Umsonst-Laden oder die Obdachlosen-Verpflegung als soziale Angebote nutzen.

 

Auch für Jörg Frank, Geschäftsführer der Grünen im Rat, steht fest: »Das AZ muss endlich einen geeigneten Platz bekommen.« Als 2013 eine Räumung des alten AZ in Kalk kurz bevor stand, hatte er sich für eine einvernehmliche Lösung des Konflikts eingesetzt. Dass die AZ-Betreiber heute das Beteiligungsverfahren kritisieren, bei dem sich Bürger in die Planungsphase der Parkstadt Süd einbringen konnten, hält er jedoch für ungerechtfertigt: »Als hier die ersten Entscheidungen zur Bebauung getroffen wurden, war das AZ noch in Kalk. Da war keiner der heute Aktiven anwesend.«

 

Jörg Detjen, Fraktionschef der Linken im Rat, hat seine eigene Vision, wie das AZ in die Bebauungspläne des »Jahrhundertprojekts« Parkstadt Süd integriert werden kann: »Ich habe einen Architekten mit der Planung eines Hauses nach ökologischen Standards beauftragt«, erklärt Detjen — und will damit auch Druck auf das schwaz-grüne Ratsbündnis ausüben, endlich Stellung für das AZ zu beziehen. Die Betreiber habe er angehalten, für die Pläne ein Raumkonzept vorzulegen. »Zu Kalker Zeiten galt selbst die Aussicht auf einen Vertrag mit der Stadt als unrealistisch«, erklärt Detjen — warum nun also nicht das Unmögliche wagen?

 

Doch die Aussicht, dass das AZ an seinem bisherigen Standort bleiben kann, schwindet mit jedem Ausschreibungstext, mit jeder Ratsmitteilung, in der das Gebäude mit keinem Wort erwähnt wird. »In der Nutzungsvereinbarung hat sich die Stadt dazu verpflichtet, eine angemessene Alternative zu finden, sollte das AZ nicht am Eifelwall bleiben können«, erklärt Rothfuß. Für die Betreiber steht jedoch fest: An den Stadtrand werden sie sich nicht verdrängen lassen. »Gerade in Zeiten eines zunehmenden Rechtsrucks sind Freiräume wie das AZ in der Stadt unverzichtbar.«