Trotzt dem Strukturwandel: Karin Hüttenhofer, Foto: Manfred Wegener

Kämpfen für die Nische

Kölns beste Videothek stemmt sich gegen die Streaming-Konkurrenz

Seit mehr als 20 Jahren führt der Weg filmbegeisterter Kölner irgend­wann unweigerlich in die Traumathek. Dort in der Engelbertstraße wartet ein Archiv von mehr als 15.000 Videos, DVDs und Blu-rays, viele von ihnen sind auf anderem Weg kaum verfügbar. Im Zuge des Videothekensterbens ist auch dieses Biotop nun bedroht. Anfang Mai schlug die Gründerin Karin Hüttenhofer via Facebook Alarm: Der Um­­satz sei im vergangenen halben Jahr dramatisch eingebrochen. Sollte sich dieser nicht sofort deutlich erhöhen, werde sie die Traumathek schließen müssen. Sie bat um Unterstützung — durch Spenden, Patenschaften, Club-Mitgliedschaften oder einfach mal wieder: das Ausleihen eines Films.

 

Dass die Umsätze der Traumathek schwinden, führt Hüttenhofer wenig überraschend auf den Sieges­zug der Streaming-Dienste zurück. »Bei unserem Klientel standen in den vergangenen Jahren qualitativ hochwertige Serien hoch im Kurs, da bleibt wenig Zeit für Filme. Und Serien guckt man eben auf Netflix«, sagt sie. Auch der Einfluss illegaler Downloads werde immer noch unter­schätzt. »Als damals Kino.to hochgenommen wurde, hatten wir ein Wochenende lang ein Drittel mehr Umsatz«, sagt sie. »Als dann das Nach­folge-Portal online ging, war das auch wieder vorbei.« Hinzu kom­me, dass das Publikum mit der Trau­mathek gealtert sei und vielfach in zeitaufwändigen Jobs und Familien­zwängen stecke. »Und die Jüngeren haben andere Sehgewohnheiten.«

 

Weil der Strukturwandel nicht aufzuhalten ist, beschränkt sich die Traumathek schon lange nicht mehr auf den Filmverleih allein. Seit 2014 hat Hüttenhofer ein Café in das Laden­lokal integriert, in dem sie Kuchen, Cappuccino und Co. in Bio-Qualität anbietet. Seit einiger Zeit hat sie außerdem das Hinterzimmer der Traumathek in einen kleinen Veranstaltungsraum umgewandelt. Im »Studio Argento« finden Filmvorführungen, Lesungen, Buchvorstellungen sowie Konzerte statt, auch für private Anlässe kann der Raum gemietet werden. »Wir würden gerne für das Studio ein vollwertiges Programm und nachhaltige Strukturen aufbauen, aber dafür blieb im vergangenen halben Jahr wenig Zeit.«

 

Die gute Nachricht ist, dass Hüt­tenhofers Aufruf bei ihrem Klientel angekommen ist: Innerhalb weniger Tage nach dem Aufruf waren über 3500 Euro an Spenden auf ihrem Konto gelandet. Auch der eigentliche Umsatz ist wieder kräftig angestiegen. Hüttenhofer hofft, 9000 Euro sammeln zu können, die in den weiteren Umbau der Traumathek investiert werden sollen. »Als kultureller Nischenraum haben wir eine Zukunft, und dafür lohnt es sich auch zu kämpfen.«