Ursula Buchegger, ohne Titel

Stammheimer Schlosspark

Mit Blick auf den Rhein sitzt ein Mann neben der zerfledderten (»befreiten«) Parkbank von Andreas Schmotz und spielt auf einem Akkordeon, der Wind trägt die Klänge durch den Park, über den Besuchern kreischen die Papageien, die in diesen gravitätischen Baumriesen seit Jahr und Tag leben, vom Fluss steigt das Stampfen großer Frachtschiffe auf. Eine berührende Spontankomposition, für die ein gewitzter Elektroakustiker Jahre bräuchte. Im Stammheimer Schlosspark fügt sie sich wie von selbst in die Szene.

 

Die Besucher fläzen sich unter den Bäumen zwischen den Skulpturen, niemand grillt (herrlich!). Alles wirkt selbstverständlich und gelassen, Kunst ist hier kein Event, sondern fast schon organisch mit den Baumgruppen verwachsen. Nicht alltäglich, aber auch nicht exotisch. Wie jedes Jahr zu Pfingsten hat die Ausstellung gewechselt: von 71 Skulpturen sind 21 neu. Ausgewiesen sind die neuen Arbeiten nicht, das ist ein bisschen schade, aber irgendwie auch egal, weil der Skulpturenpark als ein langsam sich umwälzendes Gesamtensemble angelegt ist.

 

Aber natürlich ragen Arbeiten heraus: Das Trinkhalm-Gespinst von Ursula Buchegger oder die massive und am Stück aus einem Baumstamm gearbeitete Holzkette von Gesine Grundmann, Feinarbeit mit einem Material, dem man sich wohl nur unter großer körperlicher Anstrengung widmen kann. Diese Kette sperrt niemanden aus, sie steht für nichts und liegt als eine Art Monolith einfach da. »Die ewige Baustelle« von Wlodek Stopa leuchtet den Leuten, die vor ihr stehen bleiben, sofort als Symbol für das permanente Infrastrukturdesaster, das den Namen NRW trägt, ein. Baustellenabsperrungen sind wüst miteinander verschraubt und wirken wie ein Echo auf Norbert Krickes Düsseldorfer Strahl­skulpturen, die zu einer Zeit entstanden, als NRW noch die Wirtschaftslokomotive für den Rest der Republik abgab.

 

Einige der herausragenden Arbeiten der letzten Jahre bleiben, wie Stephan Siebers minimalistischer »Cube in Three Pieces«, ­Dorsten Diekmanns Stele »Schwarzer Block«. Man liegt im Schatten, lauscht, erhebt sich und stolpert dann beinahe über die »Sunken Sculptures« von Kalle Hommelsheim. So spielt das Leben.

 

Schlosspark Stammheim,
Zugang vom Rhein oder über die Schlosstraße,
Eintritt frei & ganztägig,
nächste öffentliche Führung Sa 1.7., 15 Uhr,
Dokumentation: schlosspark-stammheim.koeln