Der Rheinboulevard in Deutz: Finden Sie das Büdchen!, Foto: Dörthe Boxberg

Das Bierdurst-Beben

Der Rheinboulevard soll einen Kiosk bekommen — im Prinzip jedenfalls

Viele Menschen bekommen Lust auf Bier, wenn sie auf der Freitreppe am Rheinboulevard sitzen und ihr Gesicht in die Abendsonne halten. Das ist keine Überraschung, für die Durstigen jedoch zuweilen ein Problem. Denn bislang gibt es kein Büdchen in der Nähe, an dem sie sich ein Getränk kaufen könnten. Es wurde bei der Planung vergessen.

 

Den Kölner Ratspolitikern kam die Sache mit dem fehlenden Kiosk zu Ohren, vielleicht saß einer von ihnen auch selbst mal auf der Treppe. Es gibt nicht vieles, worauf man in dieser Stadt zurzeit stolz ist, aber auf den Rheinboulevard sind alle sehr stolz. In einer Ratssitzung im vergangenen Sommer waren sich die Politiker deshalb einig, dass er ein Büdchen bekommen soll. Die trendbewussten Ratsmitglieder von Deine Freunde und den Piraten wollten den Freitreppenbesuchern sogar Streetfood-Trucks vor die Nase stellen, doch damit hatten sie keinen Erfolg.

 

Das Büdchen aber sollte her, und zwar bis zur Sommersaison 2017. Die ist nun schon etwas länger angebrochen, bisher jedoch bietet lediglich der Bierwagen einer Kölsch-Marke neben der Hohenzollernbrücke Getränke zu sportlichen Preisen an. Einen Kiosk gibt es immer noch nicht. Und warum?

 

Vielleicht hatte Baudezernent Franz-Josef Höing Bammel gehabt, dass die gemeinhin als weltläufig angesehene Rheinboulevard-Architektur mit einem provinziellen Büdchen herabgewürdigt wird, das am Ende noch Shishas oder Reibekuchen verkauft. Höing hob zum großen Wurf an. Erst sollte der optimale Standort für den Kiosk gefunden werden, dann wollte er einen Architekturwettbewerb ausschreiben und das Konzept für die Gastronomie ausfeilen lassen. Die lokale Tagespresse sah darin einen neuen Kölner Schildbürgerstreich und schüttete seitenweise Häme über der Verwaltung aus.

 

Diese Schelte hinterließ Eindruck. Der CDU geht der Architekturwettbewerb nun zu weit: »Man kann doch für einen Kiosk ästhetische Vorgaben machen, ohne gleich einen Wettbewerb auszurufen«, so CDU-Fraktionsgeschäftsführer Niklas Kienitz. Er findet: »Nächstes Jahr muss da etwas stehen.« Die Grünen wollten sich in ihrer Fraktionssitzung Anfang Juni gleich ganz von der Idee eines festen Büdchens verabschieden, erzählt Andreas Hupke, grüner Bürgermeister der Innenstadt. Doch dann setzten er und seine Kollegen aus der Bezirksvertretung ihren Vorschlag durch: »Erst einmal zwei Jahre ein fahrbares Büdchen ausprobieren und dann weitersehen.«

 

Der Architekturwettbewerb wird wohl nicht mehr kommen. Den meisten Freitreppenbesuchern ist das wahrscheinlich ziemlich egal. Sie bringen ihr Getränk ohnehin von zuhause mit, inklusive Weißbier- oder Weinglas. Oder sie kaufen Bier beim Hyatt-Hotel. Dessen Betreiber stellt demnächst noch zwei Pavillons vors Haus. Man könnte auch Büdchen dazu sagen.