Mehr Bürokratie wagen!

Kot’átková meets KAT18: Ein besonderes Kunsthochamt im Museum Kolumba

Das Büro als fiktiver und realer Schauplatz kollektiver künstlerischer Arbeit hat es schon in allerlei Aus- und Aufführungen gegeben. Ein spezielles Büro, geradezu ein Hochamt der künstlerischen Bürokratie aber hat Anfang Juni für einige Sommerwochen in Kolumba den Betrieb aufgenommen.

 

Auf einem flachen Sockel, dezent vom Boden abgehoben, stehen sieben Arbeitsplätze im turmhohen Raum 21. Schreibtische, Stühle, Lampen. Arbeitsutensilien stehen bereit oder lagern in den Schubladen. Über diesen Arbeitsplätzen schweben, von der Decke hängend, wie große Zunftzeichen oder Wappen signethafte Werke der hier Tätigen und weisen sie als Spezialisten aus. Susanne Kümpel beispielsweise ist Herzfachfrau, über ihrem Schreibtisch hängt eine Kaskade beschrifteter Herzgewächse, während eine riesige Hand auf den Handfachkraftarbeitsplatz von Tanja Geiß hinweist. Gemeinsam mit fünf Künstlerkolleginnen und Kollegen bilden sie das »Büro für Augen, Nase, Zunge, Mund, Herz, Hand und Maske (die alles überdeckt)«.

 

Dieses besondere Büro verdankt sich einer Initiative der tschechischen Künstlerin Eva Kot’átková, die 2016 mehrere Wochen im Künstlerhaus KAT 18 in der Kölner Südstadt verbrachte, wo künstlerisch begabte, mental behinderte Menschen tätig sind. Dabei konzentrieren sie sich in ihren Arbeiten oft auf bestimmte Körperteile, wie Kot’átková beobachtete. Das »Büro für Augen, Nase, Zunge ...« entwickelte sich konsequenterweise aus dieser Spezialisierung. Sie wird auch sichtbar in den Zeichnungen der sieben Beteiligten. Diese Blätter in Raum 20 sind das Vorzimmer des eigentlichen Büros (kein richtiges Büro ohne Vorzimmer, kein Büro ohne Regeln, die wiederum auf einer eigenen Stellwand versammelt sind). Eindrücklich sind die kraftvollen Mundskulpturenzeichnungen von Anna Rossa oder Michael Müllers zeichenhaft präzise Nasen und Nicole Baginskis Augencollagen.

 

Ein Büro ist vor allem ein Tätigkeitsraum. Ab und an (manchmal angekündigt auf der Kolumba-Homepage, manchmal spontan) werden Arbeitsplätze besetzt sein. Patrick Henkel wird möglicherweise weitere Zungenportraits der Besucher fertigen und Andreas Maus spezielle Ausweise ausstellen, auf deren Fotos die Maske, die alles überdeckt, zu tragen ist. »Über das Inidividuum« lautet das Kolumba-Jahres Motto. In diesem speziellen Büro ist einiges darüber zu erfahren.