Nicht runter­fallen: X [ıks]

Immer schön im Kreis! Wie beruhigend, man weiß immer, wo es entlanggeht. Man macht sich den Weg zu eigen. Irgendwann läuft es von selbst.

 

Diese Vorstellung ist aber grauenhaft: eine Strecke endlos zu wiederholen, nie zur Mitte oder heraus in andere Gefilde zu gelangen. Als werde man am Seil geführt und dressiert wie ein Zirkuspferd. Das neue Stück »X [ıks]« des bekannten Kölner Tanzakrobaten-Duos Overhead Project nimmt sich die Kreisform vor, um sie gemeinsam mit Ideen über Routine und Norm, Gleichheit und Miteinander, aber auch Ausbruch und Wagnis aus­zuwringen. In ihren Worten: »Wir fallen nicht runter, davon gehen wir aus.«

 

Rund und Risiko, das passt zu Zirkus, das ist Zirkus. Aber weil die beiden Choreographen sich dem Nouveau Cirque verschrieben haben, wird es eben keine schlicht bestaunenswerte Nummernshow. Ihr Stück folgt einem roten Faden, und der hängt buchstäblich von der Decke. Denn diesmal sind zwei Seil- und Trapezartisten die Darsteller: Asvin Lopez und Toni Gutierrez aus Barcelona. Der in zahlreichen Performances erprobte Musiker Daniel Schröteler spielt mit ebenso ein Pferd. Die Inszenierung will den Glow der Show finden, den Moment, wenn das Adrenalin der Akrobaten maximal ansteigt und sich in die Musik mischt. Wie fühlen sich diese ­Körper an?

 

Das Hoch-Hinaus-Wollen kam schon im Stück »Carnival of the body« vor, in dem Behren und sein Overhead-Kollege Florian Patschovsky vor zwei Jahren den Showsport Wrestling auseinandernahmen. Anschließend choreographierten sie für Stadttheater-Kompanien und für das Ballett, bei dem »Erheben« das Grundprinzip ist.

 

Jetzt geht »X [ıks]« in die Luft. Das Stück ist die Auftaktproduktion der mehrjährigen »Circus experiments#«- Reihe von Overhead Project mit Produktionen, Labors, Gesprächsformaten und Workshops. Die beiden Tanzakrobaten wollen noch stärker den internationalen zeitgenössischen Zirkus mit anderen Genres verknüpfen. Wie erfreulich, dass diese treibenden Kräfte in Köln sitzen.