Versteht jeder: Der kleine Prinz, Gastspiel von und für (Nicht-)Hörende, Foto: Jascha Hilz

All together now!

Dass inklusives Theater mehr sein sollte als »Theater mit Behinderten« beweisen in Köln kleine, private Bühnen

In diesen Tagen führt so manches Theaterprojekt das Wörtchen Inklusion wie ein Zauberschwur im Schilde, meint damit aber oft recht unterschiedliche Dinge. Noch im Jahr 2009 wurde in der offiziellen deutschen Fassung der »UN-Konvention für die Rechte von Menschen mit Behinderungen« »Inclusion« fälschlich mit »Integration« übersetzt — was zu einer berechtigten Irritation führte. Erst mit der zweiten Auflage wurde diese Unschärfe beseitigt und »Inklusion« war nicht nur im offiziellen Sprachgebrauch, sondern auch auf der Agenda der Bundesregierung angekommen.

 

In Köln sollte mit der Einweihung des Theaterneubaus am Grünen Weg in Ehrenfeld nicht nur das Kölner Künstler Theater eine moderne Spielstätte bekommen — es sollte auch das erste barrierefreie Off-Theater der Domstadt sein. Ermöglicht wurde das durch eine Kooperation mit der GAG, die in der Nachbarschaft gerade barrierefreie Eigentumswohnungen errichten ließ. Mit der Spielstätte will man nun ein »Theater der Vielfalt und Teilhabe« sein und die einbeziehen, die, wie die UN schreibt, aus ethnischen, sozialen, kulturellen, physischen, geistigen oder emotionalen Gründen ausgeschlossen werden.

 

Neben der Barrierefreiheit in Foyer, Bühnen- und Zuschauerraum, sowie den obligatorischen Behindertentoiletten mit Wickeltisch in Erwachsenengöße, verfügt das Theater über einige Sonderausstattungen, wie etwa eine Induk-tionsschleife für Hörbehinderte oder für die Sehbehinderten einen Funkkanal zum Empfang einer Audiodeskription. Die Erfahrungen dieses erprobten inklusiven Theaterbetriebs mit rund 200 Vorstellungen im Jahr liefern wertvolle Erkenntnisse.

 

Wie bei allen Pionierprojekten dieser Art gibt es immer auch etwas zu verbessern. Jenseits der Rollstuhlrampen und technischen Hilfsmittel könnte zum Beispiel  ein trittschalldämpfender Teppich auf den Holzpodesten den Aufenthalt nicht nur für  Parkinsonkranke erleichtern. Sehr positiv zu bewerten ist ansonsten die durchgehend unaufdringliche Umsetzung der Maßnahmen, die es dem Theaterbesucher mit Beeinträchtigung die Teilnahme tatsächlich leicht macht. 

 

Aber auch programmatisch legt man sich ins Zeug. In diesem Jahr steht u.a die Produktion »Unter Fremden« von Georg zum Kley vor Menschen mit Sehbeeinträchtigung auf dem Spielplan. Theater mit »echten« Behinderten gehört nicht zum Konzept des Hauses. Das ist einer der Unterschiede zwischen Integration und Inklusion.

 

Kölner Künstler Theater, Grüner Weg 5 (direkt am Melatengürtel)

 

Spieltermine wieder ab September auf k-k-t.de