Foto: Susi Müller

Aufstand durch Künstlerbücher

Die dritte Cologne Art Book Fair widmet sich dem aktivistischen Potential der Künstlerbücher

Als die Cologne Art Book Fair vor zwei Jahren begann, war dem Messe-Team um André Sauer, Verena Maas und dem Künstler (Tim) ein Aspekt ihrer Ausrichtung besonders wichtig, der in diesem Jahr noch weiter in den Vordergrund rücken wird: Die Interpretation des Mediums Buch als Freiraum, in dem Kunst und Aktivismus zusammen wirksam werden können. Seit sich bei den Museen der Schwerpunkt vornehmlich auf die konservatorische Aufgabe verlagert hat, müssen sich die vorausgewandten Kräfte der Kunstwelt andere Räume suchen. Bücher und Zines bieten sich hierbei in gleich mehrfacher Hinsicht an: Sie vereinen Sinnlichkeit und Information, sie bieten jedem Künstler die gleiche Plattform und sind in der Frage der Reichweite gegenüber jedem Museum im Vorteil.

 

Das diesjährige Programm konzentriert sich besonders stark auf das aktivistische Potenzial des Künstlerbuches. Die Medienkünstlerin Joulia Strauss wird etwa ein Buch vorstellen, das revolutionäre Texte und Geschichten von Geflüchteten mit den praktizierten Entwürfen eines neuen Bildungssystems zusammenwirft. Das Buch basiert auf der Echtzeit-Dokumentation von Projekten, die die Künstlerin auf den documenta-Standorten Kassel und Athen gemeinsam mit der Organisation »AthenSYN« ins Leben rief.

 

Längst sind auch Künstlerbücher begehrte Sammlerobjekte geworden, weshalb das Sammeln einen zweiten Schwerpunkt der Messe bildet. Auch hier bietet das Medium im Vergleich zur Wand- und Raumkunst einen wesentlich offeneren Zugang und könnte in diesem Sinne einen demokratisierenden Beitrag gegen die elitären Verhältnisse im Kunstbetrieb leisten. Künstler, Verleger und Sammler sind vor diesem Hintergrund geladen, sich über die spezifischen Herausforderungen und Chancen des Künstlerbuches als Sammelobjekt zu unterhalten. Bernhard Cella stellt sein Sammlungsprojekt »No-ISBN« zusammen mit dem gleichnamigen Buch vor und referiert über die unerforschten Terrains des Selbstverlags und dessen Rolle in Vergangenheit und Zukunft des Künstlerbuchs.

 

Insgesamt hat sich die junge Messe innerhalb kürzester Zeit zu einem sehr wichtigen und lebendigen internationalen Treffpunkt des Austauschs entwickelt — mit 50 Ausstellern, darunter Künstler wie Verleger mit Fanzines, Editionen oder Unikaten, platzt sie bald aus allen Nähten. Möge sie weiterwachsen und gedeihen.

 

Cologne Art Book Fair 2017,Werft 5 — Raum für Kunst

 

Kunsthaus Rhenania, Bayenstr. 28, 50678, Eintritt frei, 1.–3.9., Eröffnung: Fr, 1.9. 18–22, geöffnet Sa 14–20, So 12–16 Uhr, thecologneartbookfair.com