Seit Nike Wagner 2015 die Leitung des Beethovenfestes in Bonn übernahm, spricht das internationale Festival nicht nur die Ohren an, sondern auch allerlei andere Sinne: Andere Sparten und Musikstile spielen mit, auch Performance, Installationen und Tanz. Letzterer landet aber nicht in Form dekorativer Hüpfer im Programm mit irgendwo aufgeklaubten Choreographien zu irgendeiner Beethovenmusik. Sondern mit Sorgfalt werden Gastspiele ausgesucht und sogar Aufträge für neue Werke vergeben. 2015 erarbeitete die Kölner Choreographin Stephanie Thiersch mit dem unkonventionellen Asasello-Quartett und DJ Elephant Power ihr »Bronze by Gold«, das sie übrigens diesen Oktober nochmal in Köln, und zwar im Staatenhaus aufführen. 2016, unter dem Motto »Revolution«, gab es amerikanischen Postmodern Dance zu sehen. Dieses Jahr nun ist die Bonner Company CocoonDance dran. Deren Leiter, Choreographin Rafaële Giovanola und Dramaturg Rainald Endraß, konnten bislang mit dem Bonner Hausgott tanzmäßig nicht viel anfangen, geben sie im Gespräch zu. Doch diesmal, mit der speziellen Anfrage des Festivals, hat es gefunkt, Stichwort: Geistertrio.  

So wird Beethovens berühmtes Trio D-Dur op. 70,1 für Klavier, Violine und Cello genannt. Und Geister schwirren ja nicht nur in der Ballettgeschichte als Sylphiden und Wilis herum, sondern das Unfassliche, Abwesende, Präsenz-Hintertreibende ist ein wichtiger Topos neuerer Tanztheorien. Schließlich lugten die Cocoons auch in Samuel Becketts karges Fernsehspiel »Ghost Trio« von 1976 hinein. Inspiration, der Geisteshauch, passt vielleicht als solcher schon zum Thema. Für die sichtbare Bewegung, das Halten, Loslassen, Verbiegen, Verschatten und Flüchten sorgen drei Tänzer. Im Kontrast dazu sind Pianistin und Flügel unverrückbar. Die Musik wiederum, die der Kölner Jörg Ritzenhoff komponiert und aus Geistertrio-Aufnahmen gesampelt hat, geht auf ihre Weise auf Spurensuche. Als Clou wird das schöne Gegeistere von »GHOST TRIO A — corps furtis« in einen riesigen Saal des World Conference Centers platziert.