Die Win-Win-Win-Situation

Die Initiative »Okey Dokey« öffnet ihre Galerieräume für internationale Kollegen

In den 60er Jahren war es der Düsseldorfer Galerist Konrad Fischer, der die junge internationale Kunstszene ins Rheinland brachte. Bruce Nauman und Carl Andre hatten bei ihm ihre ersten Auftritte in Deutschland. 50 Jahre später holt ein Netzwerk von neun jungen Galerien aus Köln und Düsseldorf unter dem Titel »Okey Dokey« — dem Lieblingsspruch von Konrad Fischer — für drei Wochen internationale Gäste in ihre Räume. Stadtrevue sprach mit den Galeristen Laura Henseler (Ginerva Gambino), Jan Kaps und Dennis Hochköppeler (Galerie DREI).

 

 

Was ist »Okey Dokey« und wie kam es zu der Idee?

 

Laura Henseler: »Okey Dokey« schließt an eine Tradition im Rheinland an. Immer wieder haben Galeristen internationale Künstler und Kollegen hierher eingeladen. Vorreiter ist hier definitiv Konrad Fischer, die Referenz spiegelt sich auch mit einem Augenzwinkern im Namen. Aber genauso wichtig ist für uns auch die Köln-Show, die 1990 stattgefunden hat, damals kuratiert von Nicolaus Schafhausen und Florian Waldvogel.

 

Jan Kaps: Wir sitzen schon seit zwei oder drei Jahren immer wieder zusammen und überlegen, im September was zu machen. Das fing in unserer Runde an und ging weiter mit Max Mayer in Düsseldorf, der das Projekt mit mir und Laura initiiert hat. Wir sind eine andere Generation, die auch anders arbeitet als viele Galerien hier vor Ort. Und zeitgleich gab es internationale vergleichbare Projekte, die wir als fruchtbar empfunden haben, so etwas auch hier in der Region zu etablieren. Das Modell macht total Sinn: Strukturen zu öffnen und internationale Kollegen mit reinzuholen. 

 

 

Also ihr ladet internationale Galerien ein, bei euch eine Ausstellung zu machen?

 

Henseler: Ja. Und denen wiederum ist freigestellt, welche Künstler sie mitbringen. Es gibt aber auch eine Kuratorin und einen jungen Verlag. Das ist im Grunde genauso organisch gewachsen wie die Gruppe, die sich auch hier zusammengefunden hat.

 

Wie hat sich die Auswahl der teilnehmenden Räume ergeben?

 

Kaps: Ich würde sagen, es ist eine Gruppe, die sich gegenseitig bewundert. Eine jüngere Gene-ration, aber auch zwei etablierte Positionen.

 

Dennis Hochköppeler: Es ist auch das Selbstverständnis der Vermittlungsrolle jedes einzelnen Gastgebers, das da eine Rolle spielt. Am Gelingen, das eigene Programm, die eigene Haltung in einen fruchtbaren Dialog zu bringen, daran werden sich die einzelnen Teile von »Okey Dokey« messen lassen müssen.  

 

Henseler: Es soll darum gehen, die Leute in die Galerien zu holen und die Gäste tatsächlich in Kontakt zu bringen mit unseren Leuten hier. Und es bindet sich gut ein in das, was parallel passiert mit DC Open, wo die Leute bereit sind, rumzulaufen.

 

 

Welchen Standortvorteil seht ihr hier in Köln?

 

Henseler: Ich bin ursprünglich von hier, bin aber vor ein paar Jahren von Berlin zurück nach Köln gekommen, weil ich hier ein Potenzial gesehen habe, dass es in Berlin meiner Meinung nach nicht gab.

 

Hochköppeler: Der Vorteil, den ich hier sehe, ist das lang Gewachsene. Auch im Austausch mit internationalen Künstlern, die hier sind und bemerken, dass bei den Eröffnungen ein gewisses Interesse da ist, über Kunst zu sprechen. 

 

Kaps: Hier kommen zwar nur zehn Leute zur Eröffnung, aber die sind wahnsinnig interessiert. 

 

Hochköppeler: Und ein gewisses Interesse am Diskurs über zeitgenössische Kunst ist hier bei vielen einfach schon in der dritten oder vierten Generation angelegt. Das ist eine sehr gute Basis. Einen strukturellen Vorteil haben Köln und das Rheinland sicher auch. Die Wege sind kurz und das Umfeld aufgeschlossen. Letztlich spielt es im Kontext unseres Programms keine entscheidende Rolle, wo wir arbeiten, aber es ist sehr schön, es hier zu tun.

 

 

Wie beobachtet ihr hier euer Umfeld: Arbeitet ihr eher zusammen oder ist das eine klare Konkurrenz?

 

Henseler: Ich empfinde das hier als sehr angenehm. Ich habe sehr viele Kollegen, die ich ungehemmt um Rat fragen kann, die mir ehrlich weiterhelfen, das schätze ich hier sehr. Ich glaube, das hat auch mit der Größe der Stadt zu tun. Man kann es sich deshalb vielleicht gar nicht leisten, sich in irgendwelche Lager aufzusplitten, weil eigentlich alle wissen und verinnerlicht haben, dass man als Region einen viel größeren Effekt erzielt.

 

Hochköppeler: Bei den neuen Galerien oder Räumen, die jetzt durch »Okey Dokey« verbunden sind, aber auch ganz generell, gibt es sicherlich so etwas wie eine gemeinsame Stoßrichtung, Haltung, Philosophie innerhalb der Arbeit, wie auch immer man das nennen möchte. Es sind viele individuelle Handschriften, die da zusammenkommen und für einen absolut spannenden Kunststandort sorgen, trotz des vergleichsweise überschaubaren ökonomischen Feldes, in dem wir uns alle bewegen.

 

Kaps: Das macht es auch gerade aus. Man kann so ein Konzept wie »Okey Dokey« hier in der Region realisieren, weil dieses gegenseitige Sich-fördern-und-mitnehmen schon immer sehr präsent war und das ein Geist ist, den man auch weiterträgt.

 

 

 

Okey Dokey, 9.–30.9., Eröffnung 8.9., okey-dokey.show

 

 

Teilnehmende Galerien:

Delmes & Zander, Drei,Ginerva Gambino, Lucas Hirsch, Jan Kaps, Linden, Max Mayer, Studio for 

Propositional Cinema, Rob Tufnel