Jacopo Tintoretto, Selbstporträt, um 1547, Öl auf Leinwand, 45 x 38 cm, Philadelphia Museum of Art, Foto: © Philadelphia Museum of Art

Tintoretto im Wallraf

Wunderlich, kapriziös, schnell und kühn — das Wallraf-Richartz stellt das Werk des venezianischen Malers Tintoretto aus

Der schmissige Titel »Tintoretto. A star was born« sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Wallraf-Richartz-Museum im Oktober eine opulente, aber vor allem kluge und wissenschaftlich fundierte Ausstellung über das Frühwerk des venezianischen Malers eröffnet, die anschließend auf große Tournee geht. In sieben Kapiteln werden die konzeptuellen Innovationen und Arbeitsstrategien jenes Mannes aufgefächert, von dem sein Zeitgenosse Vasari sagte, er sei in allem was die Malerei anbelangt wunderlich, kapriziös, schnell und kühn und der furchterregendste Intellekt, den die Malerei je besessen habe.

 

Tintorettos Ehrgeiz, zum meistbeschäftigten Maler im Venedig des 16. Jahrhunderts aufzusteigen, führte zu einer stilistischen Uneinheitlichkeit, so dass Zuschreibungen eine Herausforderung sind. Der Kurator der Schau Roland Krischel hat etwa das »Liebeslabyrinth« erneut dem jungen Tintoretto zugeordnet, unter anderem aufgrund der ungewöhnlichen Originalität des Bildthemas: In diesem Labyrinth erreicht nur jener auf verschlungene Weise sein Ziel, der alle Stadien und Erfahrungen des Lebens durchläuft, wer den einfachen Weg wählt, bleibt am Ende bloßer Betrachter.

 

Andere Bilder sind ungewöhnlich illusionistisch. Es gibt rasante Untersichten und ambitionierte Gemälde, die den Wettstreit zwischen Malerei und Skulptur behandeln und Tintorettos intensive Auseinandersetzung mit Plastiken erkennen lassen. Das Kapitel »Femmes fatales« zeigt, dass Tintoretto Frauen nicht nur als Verführerinnen oder Opfer von Gewalt, sondern auch als Zeuginnen der Heilsgeschichte in religiösen Gemälden auftreten ließ.

 

Ein besonderer Höhepunkt sind die Portraits, etwa ein intensives Selbstbildnis des jungen Tintoretto. Und ein Bild, das sogar der kritischste aller Kunstbetrachter, Reger aus Thomas Bernhards Roman »Alte Meister«, gelten lässt: »Der Weißbärtige Mann hat über dreißig Jahre meinem Verstand und meinem Gefühl standgehalten, so Reger, für mich ist er das Kostbarste, das hier im Kunsthistorischen Museum ausgestellt ist.« Dieses Bild gehört erfreulicherweise zu den Leihgaben, die nun in Köln gezeigt werden.