James Rosenquist vor Star Thief, 1980 | © Estate of James Rosenquist/VG Bild-Kunst, Bonn 2017; Foto: © Bob Adelman

James Rosenquist

Die Retrospektive des US-Künstlers ist eine Reise in die Konflikte der Siebzigerjahre

Ein Rückblick auf bewegte Zeiten, ins Jahr 1972. Nixon besucht China, um für den Vietnamkrieg eine Lösung zu finden. In Kassel ist die legendäre documenta 5 von Harald Szeemann zu sehen; bei der Olympiade in München endet die Geiselnahme der israelischen Sportler in einem Massaker. Ende des Jahres veröffentlicht der Club of Rome seinen Mahnbericht über die Grenzen des Wachstums. Bereits im Januar hatte in der Kölner Kunsthalle die große Schau des Pop-Art-Künstlers James Rosenquist eröffnet.

 

Geschult in der Technik der riesenhaften Reklametafeln, hatte Rosenquist als Markenzeichen zu Beginn der 60er Jahre gemalte Collagen entwickelt, in denen er unterschiedlichste Versatzstücke aus der Werbewelt zu surreal anmutenden, grell bunten Tableaus vereinte, die sich über sämtliche Wände eines Raums erstrecken konnten. Auch sein Schlüsselwerk aus dem Jahr 1965, das nach einem US-Kampfbomber benannte Bild »F-111«, 26 Meter lang und 3 Meter hoch, war in der Kölner Schau zu sehen. Seinerzeit bescheinigte die Kritik diesem Bombardement der Bilder eine gewisse Redundanz. Die Anhäufung der Werke füge dem Einzelbild eher Schaden zu. Rosenquist handelte sich den Vorwurf der Aufgeblasenheit ein, der Vulgarität, ja selbst des Kitsches. Sein Engagement gegen den Vietnamkrieg konnte an dieser Einschätzung wenig ändern, kleidete sich der Protest doch augenscheinlich zu sehr im kommerziellen Gewand.

 

Jetzt ist der F-111 Bomber erneut in Köln zu sehen. Das Museum Ludwig, selbst im Besitz von gewichtigen Arbeiten Rosenquists, zeigt eine große Retrospektive. Haben sich die Vorzeichen mittlerweile geändert? Steht etwa eine Neubewertung dieses Heroen der Pop Art ins Haus?

 

Das Museum betont den besonderen Erfahrungswert, den seine Bilder auszulösen vermögen, taucht man doch notgedrungen, auch emotional »distanzlos« in seine Farbwelten ein. In Zeiten computergenerierter Bildwelten und 3D-Animation muten seine raumfüllenden Panoramen wie Vorläufer an. Rosenquist selbst war in die Vorbereitung der Ausstellung noch eingebunden. Am 31. März verstarb er 83-jährig in New York. Somit gerät die Werkschau auch zu einer Hommage an eine Malerlegende und an eine andere Zeit.

 

Museum Ludwig, Di-So 10–18,
jeden 1. Do 10–22 Uhr, 19.11.2017–11.3.2018, Eröffnung Fr 17.11., 19 Uhr