Heul doch

Komparse verbinden emotional aufgewühlte Texte mit dezenter Elektronik

 

Müsste man die Musik von Komparse in einem Wort beschreiben, dann würde es »Schluchzen« wohl am besten treffen. Das liegt vornehmlich am Gesang von Bodo von Zitzewitz, der immer so klingt, als sei er gerade erst verlassen worden. Jemand der versucht, seine Wut in Worte zu packen und dabei mit brü-chiger Stimme in Tiraden verfällt, den Tränen nahe und irgendwie aus dem letzten Loch pfeifend. Kombiniert mit verzerrten Gitarren und scheppernden Drums würde hier gewiss astreiner Emopunk herauskommen, doch Komparse wählen eine ganz andere, deutlich dezentere musikalische Verpackung: Das rhythmische Fundament besteht aus reduzierten elektronischen Beats und knarzigen Bässen, den warmen Kontrast dazu bilden aufgelöste E-Gitarrenakkorde, Harmonium- und Synthieflächen sowie Glockenspielklänge, die allesamt für eine wohlig-melancholische Atmosphäre sorgen. Das Ergebnis ist ein Indietronic-Sound par excellence.

 

Komparse existiert schon seit geraumer Zeit, als Trio in der Besetzung Bodo von Zitzewitz (Gitarre, Gesang), Christoph Ohrem (Harmonium, Synthie) und Andy Hafner (Beats, Glockenspiel) hat die Band aber erst vor anderthalb Jahren zusammengefunden. »Ich schreibe die Songs in Rohform mit Akustikgitarre und einem fertigen Text, die Musik arrangieren wir dann zu dritt«, beschreibt Bodo den Arbeitsprozess. »Christoph hat meist ein Soundkonzept und harmonische Ideen, Andy probiert dann mit verschiedenen Beatideen, wie wir die Dynamik eines Songs ansetzen.« In puncto Gesang sind es zwei Namen, die sich als Referenz geradezu aufdrängen: Click Click Decker und Gis-bert zu Knyphausen. Ein Um-stand, den Bodo nicht von der Hand weisen möchte: »Mich freut der Vergleich, aber in der deutschsprachigen Musik gibt es oft einen gewissen Sprachduktus: Die Wörter sind lang und ab einer bestimmten Anzahl entsteht etwas Sprechgesanghaftes. In der englischen Sprache ist es hingegen viel getragener.«

 

Allzu negativ möchte der Songwriter seine Texte nicht verstanden wissen: »Vieles ist einfach ein Ventil für Sachen, die einen schlicht nerven, oder Sachen im Kopf, die ein bisschen Ordnung brauchen. Ein menschliches Grundbedürfnis.« Wobei es ihm wichtig ist, weg von den Befindlichkeiten, hin zu den Geschichten zu kommen: »Am Ende ist das Spannende, was jemand an-ders aus dem Text macht und wie er ihn versteht.«

 

Tonträger: »EP 2017« unter komparseband.bandcamp.com