Alle Jahre wieder: Weihnachten im Schuhkarton, Foto: Geschenke der Hoffnung, Foto: Geschenke der Hoffnung

Kann denn Schenken Sünde sein?

Der Verein »Geschenke der Hoffnung« unterhält Verbindungen zu fundamentalistischen Evangelikalen

Seit 1996 engagiert sich das Hilfswerk »Geschenke der Hoffnung« in der humanitären Hilfe: Kinder in Industrienationen wie Deutschland bekleben einen Schuhkarton mit Geschenkpapier und befüllen ihn mit schönen und nützlichen Dingen. Das können Schulmaterialien sein, aber auch Süßigkeiten, Spielzeug, Kleidung oder Kuscheltiere. 

 

388.673 Kartons hat der Verein »Geschenke der Hoffnung« auf diese Weise im letzten Jahr in Deutschland versendet. Verteilt wurden die Pakete anschließend in Ländern wie Bulgarien, Rumänien, Weißrussland und der Mongolei. Der Verein wirbt mit Bildern von Kindern, die beim Öffnen der Pakete freudestrahlend in die Kamera blinzeln, die »wahrscheinlich noch nie in ihrem Leben ein Geschenk bekommen haben«, wie ein Mädchen im Imagefilm des Vereins erklärt. Doch ganz so einfach ist es nicht.

 

Von Seiten der Kichenverbände gibt es seit Jahren Kritik an der Aktion: Sie sei nicht nachhaltig und demonstriere ein Machtgefälle, durch die das Geschenk den Beigeschmack einer bloßen Almose bekomme. Auch Martina Schönhals, Pressesprecherin der Diakonie Köln und Rheinland, beobachtet die Aktion »Geschenke der Hoffnung« mit Sorge: »Je nachdem, wie es am Ende umgesetzt wird, kann dahinter auch eine perfide Form der Missionierung stehen.«

 

Der Hintergrund: »Geschenke der Hoffnung« steht der Billy Graham Evangelistic Association nahe, einer evangelikal-missionarischen Organisation aus den USA, die 1950 von dem Erweckungspastor Billy Graham gegründet wurde. Er gilt dort — nicht nur unter konservativen Theologen — als einer der einflussreichsten Christen des 20. Jahrhunderts, sein Spitzname: »Das Maschinengewehr Gottes«. Dieser rührt auch von antisemitischen Äußerungen, die im Rahmen der Watergate-Affäre veröffentlicht wurden. Graham soll gegenüber dem damaligen Präsidenten Nixon gesagt haben: »Unter angemessen Umständen« würde er sich gegen das wehren, was Juden aus diesem Land machten.

 

Im Verein »Geschenke der Hoffnung« reagiert man zurückhaltend auf die Kritik. »Wir gehören keiner Kirche an und auch unsere Mitarbeiter selbst sind konfessionell bunt durchmischt«, erklärt Christin -Talbot, Pressesprecherin der Hilfsaktion. Auf die Frage, inwiefern die missionarischen Ideen von Billy Graham heute noch aufgegriffen würden, begegnet sie zurückhaltend, sagt sie: »Persönlich glaube ich, dass es als Christ gut ist, wenn man seinen Glauben weitergibt.« Wer dem nicht zustimme, könne sich in der Weihnachtszeit ja an anderen Aktionen beteiligen.