Lächerlich machen und entlarven: Inside AfD, Foto: Klaudius Dziuk

Strategen mit Migräne

Mit Inside AfD beweist das NÖ-Theater, wie gut es ist, die AfD nicht ernst zu nehmen

Noch sind die drei Highlander des Nationalismus zuversichtlich. Die Schottenröcke hängen zwar flach, doch die chauvinistischen Seelen sind mächtig aufgebläht. Denn der jüngste Großmeister des rechtsradikalen Geschwurbels Björn Höckes hat sich für einen Auftritt bei einer AfD-Untergruppierung angesagt. Doch die SMS des nationalistischen Poltergeists ist kryptisch, vom Senegal ist die Rede. Da gerät auch das folgsamste AfD-Schaf in Verwirrung.

 

Das NÖ-Theater um Regisseur Janosch Roloff nähert sich im Theater Tiefrot dem Komplex AfD und stellt die derzeit drängendste Frage nach dem Umgang mit der Partei. Reden? Argumentieren? Diffamieren? Dämonisieren? »Inside AfD« wählt den Humor, sprich: Lächerlich machen und Entlarven. Auf der Bühne stehen drei Vertreter der Partei: Der Netzwerker und Strippenzieher mit Socken jenseits des Verfallsdatums (Slim Weidenfeld), die intellektuelle migräneanfällige Strategin (Lucia Schulz) und der tumb-identitäre Rechtsausleger mit Brutaloschüben (Felix Höfner). Auf drei Barhockern vor einer deutschen Wald- und Wiesenlandschaft warten sie auf den Erlöser und geraten dabei immer tiefer in eine Warteschleife. Texte und Geschlechter kommen ins Rotieren — was für eine Partei mit strenger Rollenzuschreibung den Supergau bedeutet. Als Höcke ausbleibt, stellt sich die Frage nach Ersatz. Nach einigem Gerangel fällt die Wahl auf den Rechtsausleger, der sich allerdings trotz härtesten Briefings die Nazi-Provokation nicht verkneifen kann.

 

Das NÖ-Theater nimmt nicht nur die kalkulierten Tabubrüche der AfD aufs Korn, sondern prangert auch das Spiel mit vermeintlichen Parteiausschlüssen, das Paktieren mit der Identitären Bewegung oder die elitäre Szene um Götz Kubitschek an. Und zählt analog zur medialen Aufwertung der Partei mit, wie oft an diesem Abend das Wort AfD fällt. Schließlich versteigt sich das Partei-Trio zu einer gigantischen Höcke-Stilisierung.

 

Sein Ausbleiben wird zur Blase aus Barbarossa-Mythos und verschollenem Kämpfer der Partei gepusht — und knüpft damit an das sommerliche Treffen des offen rechtsradikalen Flügels der Partei am Kyffhäuserdenkmal an. Die Medien überschlügen sich, Deutschland trüge Trauer, die Zustimmungswerte der Partei stiegen ins Unerfassbare  — so erträumt sich das Trio die nahe Zukunft, bis die Realität sie hart auf dem Boden der nüchternen Tatsachen landen lässt. Wenn der Umgang mit der AfD so unterhaltsam und wirkungsvoll zugleich ist, dann muss einem nicht Angst werden. 

 

»Inside AfD«,

T: NÖ-Theater,

R: Janosch Roloff,

25. (P.)–28.1.,

Theater Tiefrot,

20.30 Uhr