Olivier Foulon, Ohne Titel [Flowers], 2016/2017? | courtesy: Temporary Gallery, Köln

Um die Blumen geht es nicht

Eine spröde, großzügige, bei­läufig schöne Schau in der Temporary Gallery zeigt Fotos von Oliver Foulon

Olivier Foulons »Hard Return« ist eine strenge Ausstellung. Dreißig Arbeiten gleichen Formats, die einen zusammenhängenden Zyklus, ein Werk bilden. Dreißig eher handliche Fotografien, erkennbar preiswerte Digitaldrucke, aufgelegt auf Bristolkarton, der — ohne Rahmen, ohne Glas — auf der Wand befestigt ist. Im vorderen Bereich der Temporary Gallery sind es 14, im hinteren 16 Teile dieser nicht ganz widerspruchsfrei »Ohne Titel [Flowers]« genannten Serie. 

 

Ordentlich hängen sie in jeweils einer Reihe, Zäsuren teilen sie in Untergruppen, irritieren an einigen Stellen das Gleichmaß. Jeweils eine Wand ist ganz frei gelassen, eine großzügige Hängung also. So wie viel Kartonweiß die Fotos umgibt, sind die Kartons wiederum von sehr viel Wandweiß umgeben. Viel Platz also, um sich auf diesen Zyklus im Raum zu konzentrieren. Was aber ist der Gegenstand dieser Aufmerksamkeit? 

 

29 Fotografien des in Berlin lebenden Belgiers zeigen sehr alltägliche Blumen, immer dieselben. Zudem ist noch das Tischtuch, auf dem die Vasen mit den Blumen stehen, sowie eine passende Lampe an der Decke zu sehen, gelegentlich auch Stücke eines Schranks. Merkwürdig ist die Perspektive etlicher Aufnahmen. Oft in befremdlicher Untersicht werden diese Pflanzen und Dinge gezeigt, wie zufällig ins Bild geraten. Man könnte meinen, das Handy, mit dem die Bilder gemacht wurden, habe sich selbständig und absichtslos beim Herumliegen Fotos gemacht. Fotos, die auf eigenartige Weise banal und seltsam sind, fehlerhaft und konzentriert, die eigentlich nichts Bestimmtes, aber  doch etwas zeigen. 

 

Zwei Bilder aber sind anders. Das erste der ersten Gruppe zeigt eine Seite eines Buchs in französischer Sprache, das Bild eines Textes, ein Vorwort, bei dem es um Wiederholungen und Differenzen geht. Auf dem letzten der zweiten Gruppe ist am Bildrand der Kopf einer Frau
zu sehen, eine Überraschung, ein neuer Aspekt. Möglicherweise sind diese beiden Aufnahmen ein Anfang und ein Ende, das wiederum ein Anfang sein könnte.

 

So verstanden wird aus dieser Arbeit Foulons eine Zeitfolge, eine Serie von bildgewordenen Augenblicken. Jeder dieser Augenblicke hat mit dem vorhergehenden, dem folgenden zu tun, ergibt sich aus Wiederholung und Unterschied. Wie lang oder kurz diese Zeitfolge ist, ergibt sich aus der Dauer des ei-genen Blicks, der diesen Bildern gilt. 

 

Temporary Gallery, Mauritiuswall 35, Do + Fr 11–18, Sa + So 13–17 Uhr, bis 4.3.