Wenn die Gondeln Trauer tragen: Stillstand bei der Kölner Seilbahn, Foto: Dörthe Boxberg

Seilbahnträume

Die Oberbürgermeisterin will eine Seilbahn, der Rat baut lieber neue Brücken

Fußgänger und Radfahrer haben in Köln einen natürlichen Feind: den Rhein. Gut, dass gerade Brückenbaustimmung herrscht wie zuletzt zu Zeiten Adenauers. Gleich drei verschiedene Varianten werden zur Zeit diskutiert: eine neue Rad- und Fußgängerbrücke zwischen Bastei und Rheinpark, der Ausbau der Hohenzollernbrücke sowie eine neue Verbindung zwischen der Südstadt und dem noch nicht existierenden neuen Stadtviertel im Deutzer Hafen. Ende Dezember stimmte der Rat darüber ab, welches dieser Vorhaben in die weitere Planung gehen soll. Durchgesetzt haben sich: alle.

 

»Das war ein Minimalkompromiss«, erzählt Lino Hammer, verkehrspolitischer Sprecher der Kölner Grünen. »Man wollte niemandem weh tun.« Die Brücke an der Bastei ist eine Herzensangelegenheit der SPD, alle Fraktionen können sich für den Ausbau der Hohenzollernbrücke erwärmen, den auch die Verwaltung favorisiert, und die Brücke am Deutzer Hafen hat mit der fortschreitenden Planung des Quartiers eine neue Dringlichkeit bekommen. Sie wird bereits in Albert Speers Masterplan vorgeschlagen. Ende 2015 wurde jedoch zuerst eine Machbarkeitsstudie für die Brücke an der Bastei erstellt. »Das Budget gab nicht mehr her«, erklärt SPD-Verkehrsexperte Andreas Pöttgen. Er ist gespannt, welche Ergebnisse eine Studie bringt. Damit Schiffe auch bei Hochwasser die Brücke unterfahren können, muss sie sehr hoch sein. Vermutlich sei dann eine lange Rampe nötig, für die linksrheinisch wenig Platz sei, so
Pöttgen. Alternativ könne man überlegen, die Südbrücke, auf der momentan nur Züge fahren, für den Rad- und Fußgängerverkehr zu nutzen.

 

Am meisten Chancen auf eine schnelle Realisierung hat jedoch ein Ausbau der Hohenzollernbrücke auf beiden Seiten — auch wenn noch nicht alle Fragen geklärt sind. Die Fahrradrampe am Breslauer Platz ist so ein Fall. Eigentlich sollte sie schon fertig sein, die Bahn muss aber erst die Erweiterung der S-Bahn-Gleise zu Ende planen, damit die Rampe nicht eventuell wieder abgerissen werden muss. 

 

Die Stadtspitze verfolgt dagegen ein neues Projekt: OB Henriette Reker hat schon im Dezember eine neue Seilbahn von der Messe in die Altstadt ins Gespräch gebracht.  Bislang hat niemand die Pläne aufgegriffen. Auch bei der KVB, die die Seilbahn vom Rheinpark zum Zoo betreibt, ist die Oberbürgermeisterin noch nicht vorstellig geworden. Dort hat man andere Sorgen. Der Ausfall der Seilbahn im Sommer 2017 hat ihr etwa eine Million Mindereinnahmen beschert. Und niemand weiß, wann sie wieder fährt. »Dazu müssten die Ermittlungen abgeschlossen sein«, so KVB-Sprecher Mathias Pesch. Laut Staatsanwaltschaft Köln liegt aber bislang nicht einmal das dafür nötige Gutachten vor.

 

Lino Hammer und Andreas Pöttgen setzen daher auf einen schnelleren S-Bahn-Takt, um Gäste aus Deutz in die Altstadt zu transportieren. Wenig Begeisterung bringen sie für einen Plan auf, den der Kölner Stadt-Anzeiger kürzlich aus der Schublade zog: ein Laufband über die Nordseite der Hohenzollernbrücke. »Das ist doch Quatsch«, meint Pöttgen entnervt. Aber es ist auch ein alter Hut. Schon 2007 war das Laufband im Gespräch — und schon damals wollte sich niemand dafür begeistern.