Schlüsselfertig ausstellen

Die Aborigine-Schau im Rautenstrauch-­

Joest-Museum

Im Museum gewesen, gestaunt. Die Sonderausstellung »Wüste — Meer —
Schöpfermythen. Aboriginal Art der Spinifex und Yolnu« im Rautenstrauch-Joest-Museum ist auf ihre Art eine solide erscheinende Sache, auch wenn die gedrängte Präsentation, die Nylonfädenaufhängung und einiges mehr an eine ambitionierte Kurhausausstellung erinnern.

 

Zu sehen sind rund fünfzig zeitgenössische, gleichwohl tief in lokalen Traditionen verwurzelte Arbeiten indigener australischer KünstlerInnen aus zwei sehr unterschiedlichen Regionen. Im ersten Saal gibt es Leinwände der in einer Wüstenregion Westaustraliens lebenden Spinifex zu sehen, farbfreudige Synthesen aus Landkarten und mythischen Erzählungen im Tupfstil. Ein zweiter Raum bietet Einblick in die Kunst der an der Nordküste beheimateten Yolnu. Wasser, Wasserpflanzen und Wassertiere, Boote prägen diese von weißen, feinen Linien dominierten Arbeiten. Knappe, allzu dicht neben den Werken hängende Texte geben Auskunft zum Dargestellten, zu Künstlerinnen und Künstlern und ihrem Hintergrund.

 

Jeder dieser Informationen wie beinahe jeder andere Hinweis auch (bis hin zum Nichtberühren-Pictogramm) ist mit dem Schriftzug ARTKELCH versehen. Dahinter verbirgt sich eine Freiburger Galerie, »spezialisiert auf Gemälde aus dem gehobenen Segment der Contemporary Aboriginal Art«, wie es im Flyer zur Schau heißt. An gleicher Stelle wird klar gesagt, was wir hier sehen: »Eine Ausstellung von ARTKELCH«. Gut lesbar auch der Hinweis auf die Käuflichkeit der Werke, eine wenig diskret ausliegende Preisliste macht endgültig klar, dass es hier wohl nicht nur um die übliche Vermittlungsarbeit eines renommierten Museums geht.

 

Vielmehr entsteht der Eindruck, die (zweifellos fachkundige) Galerie habe für dreieinhalb Monate eine eintrittspflichtige Kölner Depandance eingerichtet — und das städtische Institut nutze ein Angebot der Galerie, von dem es in schöner Offenheit auf der Galerien-Website heißt: »›Schlüsselfertige‹ Ausstellungen von ARTKELCH reduzieren den organisatorischen Aufwand des Ausstellungspartners auf ein Minimum und sind eine hervorragende Gelegenheit, ein neues oder erweitertes Publikum anzuziehen.« Konsequenterweise sind eigene Beiträge des RJM in dieser sonderbaren Sonderausstellung kaum auszumachen. Im Museum gewesen, gestaunt.