Kleinteilig unterwegs: Tamara Lukasheva und Dominik Mahnig

Cologne Open

Mit einem neuen Festival präsentiert sich die Kölner Jazz-Szene ihrem Publikum

Köln ist Jazz-Stadt — das hat, siebzig Jahre nachdem der junge Eisdielen-Betreiber Gigi Campi die Jazzmoderne in die Stadt holte und 32 Jahre nach der Inbetriebnahme des Stadtgarten-Cafés durch die Kölner Jazzhaus Initiative, schon lange keinen Neuigkeitswert mehr.

 

Oder eben doch, weil mit dem Urknall der Jazzhaus Initiative der Kölner Szene der Wille zur permanenten Innovation regelrecht eingeschrieben ist. Die Jazz-Stadt erfindet sich mit schöner Regelmäßigkeit neu. Zwischendurch schien der Wille nahezu erlahmt, aber es tut sich wieder was: Junge Musiker, neue Initiativen, eine Lust, sich nicht mehr auf Genres und Stile festzulegen, sondern aus radikaler Improvisation heraus zu neuen Formen zu gelangen. Kürzlich wurde dann noch der Stadtgarten zum »Europäischen Zentrum für Jazz und Aktuelle Musik« ausgezeichnet.

 

Cologne Open ist ein neues Festival, das den Anspruch hat, die gerade aktuellsten und aufregendsten Formationen der Kölner Szene zu präsentieren. Kurator Hans-Jürgen Linke hat zehn Bands und Solisten eingeladen. Man darf alles erwarten und soll sich auf nichts Verlassen: Keiner der Acts orientiert sich an großen Vorbildern und noch vor ein paar Jahren dominierenden Neo-Jazz-Eklektizismen. Aus sehr heterogenem Material formen sie eine eigenständige Musik, die wie aus einem Guss klingt. Keiner schielt auf den Mainstream, denn dort wird Jazz sowieso nicht mehr landen. Opportunismus adé. 

 

Die jeweiligen Ergebnisse sind natürlich sehr unterschiedlich: Die Solisten Nicola Hein und Pablo Giw sind der freien Improvistaion verpflichtet, klingen aber nicht nach Free Jazz, sondern … irgendwie anders. Das Sextett Makkro kann sehr eingängig klingen und mächtig groovenden Alarm erzeugen, »phase :: 4« spielen fragile Kammermusik, ohne an Neue Musik zu erinnern. Das Mengamo Trio arbeitet sich am dunklen Fürsten des Folk, Nick Drake, ab, während das Duo von Tamara Lukasheva und Dominik Mahnig aus kleinteiligen Rhythmen große Geschichten webt. Dass Köln Jazz-Stadt ist, ist mit diesen Acts eine Selbstverständlichkeit, die eigentlich nicht weiter erwähnenswert. Denn auch das gilt: Klischees adé.

 

 

Stadtrevue PRÄSENTIERT

Festival: Do / Fr 1. / 2.3., Stadtgarten & Studio 672, jeweils ab 20 Uhr