Gutenberg auf Japanisch

»Das gedruckte Bild. Die Blüte der Japanischen Holzschnittkultur«
ist die Sonderausstellung betitelt, was es genau trifft, aber denkbar unspektakulär klingt. Doch, muss man sehen!

 

Erstens weil das Museum für Ostasiatische Kunst Anfang März frisch saniert wiedereröffnet wird. Auch vierzig Jahre nach der Einweihung ist der Bau von Architekt Kunio Maekawa (1905-1986) besonders und ebenfalls »unspektakulär«: zurückhaltend, eingepasst in die Natur und das Gesamtensemble am Aachener Weiher, mensch-liches Maß und Handwerkskunst statt Glas und Stahl und Rumgeprotze.

 

Zweitens, und das ist nun doch spektakulär: Zur Wiedereröffnung zeigt das Museum eine Art Best-of seiner ungewöhnlichsten und kostbarsten Farbholzschnitte. Erstmals in der hundertjährigen Sammlungsgeschichte wurden die rund 2000 Objekte im Holzschnittdepot systematisch durchforstet, Künstlern und Schulen zugeordnet und 400 Blätter und Bücher für die Präsentation ausgewählt — von schlichten, handkolorierten Stücken bis zu delikaten Farbholzschnitten aus der Welt der Vergnügungsviertel und des Kabuki-Theaters des 18. und 19. Jahrhunderts. Eine phantastische Vielfalt: historische Krieger und Helden, Figuren aus Geisterlegenden, elegante Kurtisanen, Blumen, Vögel, Insekten, Fische, Landschaftsdrucke, dazu seltene Erstausgaben der Manga von Hokusai.

 

Die Perfektionierung des Holzdrucks als modernes Alltagsmedium war eine technische und wirtschaftliche, vor allem jedoch kulturelle und soziale Revolution. Ausgehend von der Metropole Edo (dem heutigen Tokyo) adressierte es ein konsum-, bildungs- und amüsierfreudiges Publikum, weckte Sammlerlüste und brachte frühe Pop-Ikonen hervor, man denke an Hokusais »Große Welle«. In fast jedes Blatt möchte man sich vertiefen, entdeckt ungewohnte Bildkompositionen, geheimnisvolle Erzählungen, skurrile Details. Nicht nur Kyōsais Illustration »Männer in komischen Posen« (1860) zeigt die glückliche Verbindung von Schönheit und Humor. Darin liegt der Reiz dieser hochverfeinerten, für den Gaijin (Westlicher Nicht-Japaner) zuweilen fremden Ästhetik, die gleichwohl lesbar ist. Doch, muss man sehen!

 

Museum für Ostasiatische Kunst, Universitätsstr. 100, Di–So 11–17 Uhr, jeden 1. Do im Monat 11–22 Uhr, 1.3.–1.7. 

 

Termine: Führung »Ein Schatzhaus für die Kunst Ostasiens — Das Museum im Überblick«, Do 1.3., 17.30 Uhr; Führungen durch die Sonderausstellung samstags 14.30 / sonntags 12 Uhr;
Kuratorenführung mit Direktorin Adele Schlombs 16.3., 15 Uhr