Diese Augen können schreiben: Jan Schomburg, Foto: Gunter Glücklich

Die Schreibkunst­hochschule

An der KHM werden auch Romane geschrieben. Drei Autoren und Autorinnen stellen sich im Literaturhaus vor

Köln ist voller Absolventen der Kunsthochschule für Medien (KHM), die meisten machen Medienkunst und Film. Allerdings hat die KHM auch Schriftsteller hervorgebracht, von denen drei im Mai gemeinsam in Köln lesen. 

 

Gunter Geltinger ist kein Schnell-schreiber, sein letzter Roman »Moor« ist vor fast fünf Jahren er-schienen. Aber wer so präzise mit Sprache arbeitet wie der 1974 geborene Geltinger braucht eben seine Zeit. »Moor« erzählte die Emanzipationsgeschichte des jungen Dion von seiner süchtigen Mutter, die als Sexarbeiterin tätig ist. Aber anstatt daraus ein Sozialdrama zu machen, verlegt Geltinger die Geschichte in eine Moorlandschaft, die zu sprechen anfängt. Auch sein neuer, noch unbenannter Roman, von dem er erst einen Auszug veröffentlicht hat (Stadtrevue 05/16), setzt diese Spracherkundung fort. 

 

Auf den ersten Blick entspricht Jan Schomburg eher dem gängigen Bild eines KHM-Absolventen. Er hat Regie geführt, etwa für die ARD-Serie »Mord mit Aussicht« und gemeinsam mit Maria Schrader das Drehbuch für ihren Film »Vor der Morgenröte« über Stefan Zweigs Exil in Brasilien geschrieben. Letztes Jahr hat er seinen Debütroman »Das Licht und die Geräusche« veröffentlicht. Schomburg erzählt darin eine Coming-of-Age-Geschichte: Johanna, die Erzählerin, ist von Boris fasziniert, der aus Portugal neu an ihre Schule gekommen ist, aber eine Freundin in Portugal hat. Die Freundschaft der beiden ist so intim, dass sie sich niemals sicher sind, ob sie diese durch eine Beziehung ersetzen wollen. Für einen Schriftsteller um die 40 ist dies alles nicht der naheliegendste Stoff, aber Schomberg konstruiert seine Charaktere besonders sensibel, reflektiert, intelligent und glaubwürdig.

 

Auch Ruth Olshan verbindet Filmen und Schreiben. In ihrem Dokumentarfilm »Nicht ganz koscher« erforscht sie ihre jüdische Familiengeschichte aus der Perspektive einer nicht religiös sozialisierten Jüdin. Ihr Jugendbuch »All die schönen Dinge« erzählt von der 16-jährigen Tammie, die ein Aneurysma bewältigen will, indem sie sich die Sprüche auf Grabsteinen merkt.   

 

Die drei werden nicht die letzten Schriftsteller sein, die die KHM hervorbringt. Im vergangenen Herbst ist dort ein neuer Schwerpunkt entstanden: Schreiben.

 

 

StadtRevue PRÄSENTIERT

KHM Heimspiel, Mi 23.5., Literaturhaus Koeln, 19.30 Uhr