Musik für die Gefahrenzone: Church of Misery

Musik für die Gefahrenzone

Das »Sommer Doom Fest« läutet den Anfang der dunklen Jahreszeit ein

Es wird wieder dunkler: Wenn das erste Kölner Sommer-Doom-Fest stattfindet, am 24.6., liegt die kürzeste Nacht des Jahres bereits hinter uns. Es geht abwärts. Und es gibt wohl keinen besseren Soundtrack für die dunkler werdende Jahreshälfte als Doom, jene schlammgeborene Musik der tiefer gestimmten Gitarren und des agonalen Röchelns, der sinnenfreudigen Totalmisanthropie und des Lebenskraft spendenden Pessimismus. Musik für paranoide Fledermäuse.

 

Doom ist Weltflucht, leicht frösteln machender Irrsinn und radikale Gegenwart, dann nämlich, wenn die Feedbacks und das ewige Bassgrollen einen ganz umhüllen. Schaut man sich ein Interview mit Matt Pike, dem Gitarristen von Sleep und damit dem Champ aller Doom-Gitarristen, an, mag man dem lieben Gott danken, dass dieser Mann eine Berufung hat, die ihn auf die großen Bühnen dieser Welt führt und er nicht in irgendeinem tristen Joballtag funktionieren muss. Es würde nicht gut enden.

 

Doom ist mittlerweile ein einträgliches Geschäft, wie aktuell der Hype um das neue Sleep-Album »The Sciences« zeigt (Sleep waren bereits auf Deutschlandtour — und kamen nicht nach Köln). Das zieht unzählige Epigonen nach sich, deren Niveau beständig sinkt, aber — ein großes Aber — es führt eben auch dazu, dass in Köln ein Festival stattfinden kann. Mit Bongzilla und Dopethrone kommen Schwergewichte (sic) der Szene nach Köln, die stolz auf ihre Anti-Originalität sind. Kein Schnickschnack, keine Sound-Spielereien, keine falsch gesetzten Prioritäten. An einen Lavastrom stellt man ja auch keine ästhetischen Ansprüche. Allerdings prunken Church of Misery mit erheblichen Geschmacklosigkeiten, aber ihre Musik versöhnt.

 

Ursprünglich war geplant, das Festival auf dem Ebertplatz stattfinden zu lassen. Eine Band wie die Japaner Blues-Nihilisten Church of Misery hätte hier prima hingepasst. Der Ebertplatz ist ja auch Doom. Noch ist Köln nicht ganz bereit für diese große Keule. Wir sprechen uns im nächsten Jahr. 

 

 

 

StadtRevue präsentiert

So 24.6., Jungle, ab 14 Uhr, mit: Church of Misery, Bongzilla, Dopethrone, Sons of Otis, lowmind, Serpent Eater, Neurotic Circuit