Filmgeschichte auf Kölner Leinwänden

Von Zarah Leander bis zum Animeklassiker — Werke von Takahata Isao und Alfred Braun

Letzten Monat hatte ich in den Raum gestellt, dass sich diese halbe Seite fürs erste allein um das derzeit vom Filmclub 813 präsentierte Schaffen von Alfred Braun drehen würde — aber dann kündigte das Japanische Kulturinstitut sein zweifilmiges Takahata Isao-Gedenkprogramm an. 

 

Takahata war nicht weniger als ein Axiom des Kinos, dessen Kunst allzu lang vom Schaffen seines Freundes Miyazaki Hayao überschattet wurde. Wobei Takahatas Meisterwerk auch hiesigen Filminteressierten möglicherweise geläufig ist: »Hotaru no haka« (1988), seine Anime-Adaption von Nosaka Akiyukis gleichnamiger, halb autobiographischer, auch ins Deutsche übersetzten Novelle über den Hungertod seiner Schwester im ausgebombten Tōkyō der Nachkriegszeit. Wer den Film kennt, hat sich am Ende die Seele aus dem Leib geheult und ihn nie wieder vergessen — wer ihn nicht kennt, sollte »Hotaru no haka« endlich sehen. Möchte man dann eine Ahnung von der ganzen Bandbreite des Takahata’schen Werkes erlangen, muss man sich unbedingt auch »Yanagawa horiwari monogatari« (1987) anschauen, eine elegant-geschmeidige Dokumentation über die Kanal-Stadt Yanagawa — der einzige nicht animierte Film des Hauses Ghibli. Durch das Prisma dieses Unikums schaut sich Takahatas Schaffen noch einmal ganz anders. 

 

In der Werkschau von Alfred Braun ließe sich ein ähnliches Ex--trem-Kontrast-Paar identifizieren: Das Muttermelodram »Ave Maria« (1953), mit dem UFA-Ikone Zarah Leander noch einmal an ihre Erfolge der 1930er und -40er anknüpfen konnte, und »Stresemann« (1956), eine — von offiziellen Stellen im Drehbuchstadium schwer bearbeitete — Kinobiographie, die sich bei genauerer Betrachtung als Schlüsselfilm über Republikvater Adenauer erweist. Dazwischen reihen sich Freudenstücke ein wie z.B. der Edel-Heimatfilm »Wenn die Abendglocken läuten« (1951), oder der Eroto-Sploiter »Schwarze Nylons — Heiße Nächte«(1958). Alfred Braun: Füllhorn des Populären!

 

Eine letzte Empfehlung noch: Irving Kershners mit der heißesten aller Nadeln gestrickter Aktualitätenreißer »Raid on Entebbe« (1976), der die Würdigung von José Padilhas dieser Tage die Kinos bereichernden Versuch in Polit-geschichtsschreibung (»7 Tage in Entebbe«) zum selben Ereignis sinnstiftend vertiefen sollte.