Ant-Man and The Wasp

Marvel lässt es in seiner zwanzigsten Superhelden-Saga mal etwas leiser krachen

Das Marvel Cinematic Universe ist ein globales Mega-Franchise mit Milliardenumsatz. Wir befinden uns in der zwanzigsten Episode einer seit zehn Jahren wachsenden Reihe von Superheldenfilmen. Einstiegsgrad dieser Folge: mittel. Grundvoraussetzungen: oberflächliche Kenntnisse von »Ant-Man«, »Captain America: Civil War« und »Avengers: Infinity War«. Hier die Kurzzusammenfassung: Im ersten »Ant-Man« von 2015 stibitzte der Titelheld höchst sensible Super-Technologie aus den gierigen Griffeln von Fieslingen. Nebenbei entgleiste eine Spielzeug-Lokomotive. Im ernsteren »Civil War« kämpfte der Kleinganove Ant-Man im politisch motivierten Familienzwist zwischen Captain America und Iron Man. Ein deutscher Flughafen ging zu Bruch. Ant-Man wurde geschnappt und unter Hausarrest gestellt, wo er sich zu Anfang des zwanzigsten Kapitels immer noch befindet. »Ant-Man and the Wasp« erklärt nun, warum er nicht bei den Ereignissen von »Avengers: Infinity War« mitmischte.

 

Team Ant-Man ist auf die Suche nach Mama Wasp, der verschollenen Ehefrau und Superhelden-Gefährtin von Michael Douglas, gespielt von Michelle Pfeifer. Die steckt seit dreißig Jahren im kunterbunten Quanten-Universum fest. Ähnlich wie der erste Ant-Man-Film fungiert »Ant-Man and the Wasp« als vergnügliche Verschnaufpause nach einem oberdramatischen »Avengers«-Abenteuer. Ein gemäßigter, kleinerer Unterhaltungsfilm mit hohem Spaßfaktor. Weder geht es um Leben und Tod des halben Universums, noch werden irgendwelche Großstädte komplett in Schutt und Asche gelegt. Und »klein« bedeutet für eine amerikanische Superheldenproduktion immer noch, dass der Etat wohl bei etwas unter 200 Millionen Dollar lag.

 

Der Witz steckt im Detail. Ein handgemachter Ameisen-Riesenspielplatz aus Pappe erinnert an den rumpeligen Charme von Michel Gondrys frühen Musikvideos. Die digitalen Vergrößerungs- und Verkleinerungseffekte sind die Grundlage für humorvolle Action-Beats. Leider wurden einige der schönsten visuellen Einfälle schon in den Trailern verbraten, ein typisches Marketing-Problem. »Ant-Man and the Wasp« ist also weder der epischste Marvel-Film, der der Reihe einschneidende Veränderungen (wie »Infinity War«) beschert, noch ist er ein afrofuturistisches, soziopolitisches Pop-Phänomen (wie »Black Panther«). Dafür ist er wahrscheinlich der gutmütigste, familienfreundlichste Eintrag der Reihe. Der amerikanische Fachbegriff für diese Art von Entertainment lautet »palette cleanser«, also eine Art Gaumenreiniger. Bei der momentanen Weltlage kann man sich Schlimmeres vorstellen.

 

 

Ant-Man and the Wasp (dto) USA 2018, R: Peyton Reed, D: Paul Rudd, Evangeline Lilly, Michael Douglas, 125 Min. Start: 26.7.