Einer der schönsten Filme dieses Cannes-Jahrgangs: »Asche ist reines Weiß«

Film Festival Cologne

Das "Film Festival Cologne" verschiebt seinen Schwerpunkt weiter in Richtung Kino

Der Fußballstar Cristiano Ronaldo wird von vielen Menschen gehasst und als eitel, arrogant oder weinerlich beschimpft. Vielleicht ist er aber auch jemand, der zu schnell erwachsen werden musste, ein gutmütiges Riesenbaby, das in seinen magischen Momenten auf dem Fußballfeld keine Gegner, sondern riesige rosafarbene Hundewelpen sieht. So stellt sich das jedenfalls der charmant-alberne Film »Diamantino« von Gabriel Abrantes und Daniel Schmidt vor, in dem der Fußballer ein wahnwitziges Abenteuer rund um Flüchtlinge, Steuerfahnder und böse Zwillingsschwestern erlebt.

 

»Diamantino« ist ein Geheimtipp im Programm des 28. Film Festival Cologne, auf dem vom 5. bis zum 12. Oktober eine beeindruckende Reihe von Highlights der diesjährigen Festival-Saison gezeigt wird. Auch wenn die TV-Sektion »Top Ten« ein wichtiger Bestandteil des Programms bleibt, verschiebt sich der Schwerpunkt des Festivals, das bis vor zwei Jahren noch »Cologne Conference« hieß, weiter zum Kino. Neben neuen Filmen von Pawel Pawlikowski, Paolo Sorrentino und Lars von Trier, sind mit Christophe Honorés Post-Aids-Film »Sorry Angel« und Jia Zhangkes episch ausuferndem »Asche ist reines Weiß« zwei der schönsten Filme dieses Cannes-Jahrgangs vertreten. 

 

Ein Teil der Filme ist sogar noch neuer und wird erstmals in Deutschland zu sehen sein. So gewann der in Singapur angesiedelte Thriller »A Land Imagined« gerade den Goldenen Leoparden in Locarno, und »High Life« feierte erst Anfang September seine Weltpremiere in Toronto. Ein Film, mit dem sich die großartige französische Regisseurin Claire Denis in die USA und ins Science-Fiction-Genre begibt. In der Sektion »Made in NRW« ist Jan Bonnys NSU-Innenansicht »Wintermärchen« ebenso zu sehen wie Ulrich Köhlers intelligente Postapokalypse »In My Room«, in der sich ein Mann in der Midlife Crisis plötzlich in einer entleerten Welt wiederfindet. Die von Köhler auf die Spitze getriebene Fantasie männlicher Autonomie bildet übrigens einen schönen Kontrapunkt zu Ronaldos extreme Passivität in »Diamantino«. 

 

In der Retrospektive zeigt das Festival unter anderem »The Last Movie«, den Dennis Hopper nach dem Überraschungserfolg von »Easy Rider« in den peruanischen Anden filmte. Das überambitionierte Projekt scheiterte 1971 krachend, ist aber ein faszinierenderes Kuriosum der New-Hollywood-Ära und ein weiterer Geheimtipp des Film Festival Cologne.

 

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