Rheinische Stilkunst: Volker Bertelmann aka Hauschka

Unberechenbar und fluide

Der Musiker Hauschka trifft auf das WDR Sinfonieorchester. Dabei entstehenden flirrende Momente schönster Irritation

Volker Bertelmann mag sich zwar der Tradition der »Rheinländischen Widerborstigkeit« verpflichtet fühlen, es hält den in Düsseldorf lebenden Komponisten und Pianisten, der als Musiker unter dem Alias Hauschka auftritt, aber nicht von einem ausgeprägten Hang zur Sozialität ab. Der Blick auf seinen Lebenslauf präsentiert den 52-Jährigen als ruhelosen Netzwerker.

 

Wenn er nicht gerade für Fernsehen und Kino komponiert (für den Soundtrack zu »Lion — Der lange Weg nach Hause« gab es 2016 Oscar- und Golden Globe-Nominierungen), ist er mit seinem nach eigenen Maßgaben präparierten Klavier in eigener Sache unterwegs. Zudem kultiviert Bertelmann künstlerische Kooperationen, beispielsweise mit dem befreundeten Düsseldorfer Stefan Schneider für das Projekt Music A.M. oder mit dem Komponisten Dustin O’Halloran für Soundtracks. An den Zusammenarbeiten schätzt er, dass »sie dir ein Gefühl geben, was man mit deiner Musik machen kann. Es ist spannend zu sehen, was geht«, wie er im Interview erzählt.

 

Erstaunlicherweise gelingt es Bertelmann trotz dieses kreativen Spinnennetzes eine klare Handschrift zu entwickeln. Man schätzt ihn für seine subtilen Kompositionen, viele davon mit seinem Markenzeichen, dem präparierten Klavier, aufgenommen — wobei er die Klarheit der eigenen Deutungswelt gerne bricht. So war beispielsweise das letzte Hauschka-Album »What If« »so weit vom Klavier entfernt, wie keine der anderen Platten«, die er bis dato gemacht habe. Denn am Ende ist doch nichts künstlerisch frustrierender als berechenbar zu sein. Volker Bertelmann geht es hingegen um filligrane Momente der Irritation, um ein trickreiches Spiel mit unseren Synapsen. 

 

Unter dem Label »Klänge des Wassers« treffen im WDR Momente aus seiner Komposition »Cascades Loss« auf Stücke von Stephen Harrap und Einojuhani Rautavaara, eingerahmt von den Visuals von Warped Type. Auch in diesem Kontext der zeitgenössischen Avantagarde wird sich seine kristallklare, ewig perlende Musik elegant zu positionieren wissen. Eben weil sie im Kern unberechenbar ist. 

 

 

Stadtrevue PRÄSENTIERT: 

Konzert: Sa 13.10., WDR Funkhaus, 20 Uhr, »Klänge des Wasser« mit dem WDR Rund-funkchor und dem Ensemble des WDR Sinfonieorchesters unter der Leitung von Stefan Parkman