Bundeswehr als Heilige Drei Könige: Rainer Maria Kardinal Woelki, Foto: Raimond-Spekking-CC-BY-SA-4

Einmarsch in den Dom

Alle Jahre wieder: Das Erzbistum feiert Soldaten­gottesdienst

 

Wenn Soldaten uniformiert in der Kirche stehen, ist das beunruhigend, sollte man meinen. In den Kölner Dom aber lädt das Erzbistum jährlich mehr als tausend Soldaten aus Nato-Armeen, um mit ihnen eine Messe zu lesen. Auch Rainer Maria Kardinal Woelki führt die Tradition der Soldatengottesdienste fort. Im Januar findet er zum 40. Mal im Kölner Dom statt. 

 

Anlass ist der Weltfriedenstag. Im vergangenen Januar rief Woelki in seiner Predigt dazu auf, Flüchtlingen überall auf der Welt zu helfen — und sah die rund 1200 versammelten Soldaten als jene, die eben das tun: Menschen helfen, Fluchtursachen bekämpfen. Für Woelki sind sie gar Nachfolger der Heiligen Drei Könige, der Fluchthelfer Jesu. 

 

Organisator der Veranstaltung ist das Katholische Militärbischofsamt in Berlin. Ein Soldat sei nach Aussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils »Diener der Sicherheit und Freiheit der Völker«, teilt man auf Anfrage mit. »In den Gottesdiensten beten die Soldaten für den Frieden und nicht für einen ›Sieg‹.« Der betende Soldat gebe zu erkennen, dass Frieden nicht nur ein Werk von Menschen, sondern ein Geschenk Gottes sei.

 

Auch Woelki predigt den Frieden. Umso verstörender wirkt der Soldatengottesdienst auf säkulare, aber auch christliche Friedensinitiativen. Reinhard Griep vom Kölner Diözesanvorstand von Pax Christi, der katholischen Friedensbewegung, hält den Soldatengottesdienst für falsch. »Als Christ muss man doch deutlich machen, dass gewaltfreie Konfliktlösung stets den Vorrang hat.« Aber Gespräche mit dem Kardinal hätten nichts bewirkt. Dieser sei überzeugt, die Bundeswehr sichere ausschließlich den Frieden. »Kardinal Woelki hat ja selbst auch Wehrdienst geleistet und nicht verweigert.« Auch dem Vorschlag, statt des Soldatengottesdienstes eine andere Form zu wählen, folgte der Kardinal nicht. Pax Christi feiert daher einen Tag nach dem Soldatengottesdienst selbst einen »Friedensgottesdienst« in der Minoritenkirche. »Das Datum ist schon bewusst gewählt«, sagt Griep. 

 

Vor dem Dom protestieren säkulare Friedensgruppen. Rolf Noack, 75 Jahre alt und Mitarbeiter des »Kölner Friedensforums«, setzt sich seit den 80er Jahren gegen Militarismus ein. »Ich beobachte, dass die Bundeswehr immer stärker im öffentlichen Raum präsent ist«, sagt Noack. Durch den Soldatengottesdienst werde der Eindruck erweckt, »Militär und Krieg seien etwas ganz Normales und hätten den Segen der Kirche«.

 

Derzeit planen Noack und andere Friedensgruppen den Protest. Der wird aussehen wie immer: Plakate und ein bisschen Performance. Noack hofft auf »30, vielleicht 50 Teilnehmer«. Das ist optimistisch. Warum mobilisiert man nicht mehr? Um die Uhrzeit seien auch die meisten Friedensbewegten auf dem Weg zur Arbeit, sagt Noack. Und für viele sei es uninteressant, wie Kirche oder Bundeswehr feiern, weil sie nichts damit zu tun haben.