Alle Macht den Schmalfilm-Formaten!

Filmgeschichte auf Kölner Leinwänden

Singen wir heute ein Loblied auf die analogen Kleinformate. Anlass ist eines der jetzt schon herrlichsten Filmprogramme dieses Kinojahres: »Alle Macht dem Super 8!«, mit dem die Lichtspiele Kalk ihren ersten Geburtstag (nach)feiern.

 

Gezeigt werden ungefähr zwanzig Minuten lange Heimkino-Fassungen von Klassikern wie »The Wizard of Oz« (1939), »The Birds« (1963), »Der Pfarrer von St. Pauli« (1970) und »Dawn of the Dead« (1978) und anderen — Filme, die den meisten Zuschauern heute wahrscheinlich nicht mehr so gegenwärtig sind wie ihren Eltern und Großeltern. Was haben die mit diesen Szenenansammlungen gemacht? Die fehlenden Teile gemeinsam ergänzt? Haben sie den Projektor dafür immer wieder angehalten, oder das erst nach der Schau getan? Es gibt zwar Heimkino-Fassungen, die wirklich versuchen, den ganzen Film irgendwie zu verdichten — die Kondensversion von David Leans 193-Minüter »Doctor Zhivago« (1965) ist ein hirnwindungsstraffend wahnwitziges Beispiel dafür. Aber meist geht es bei den hier präsentierten Filmen um einzelne Szenen, die man quasi komplett zu sehen bekommt. Das Phänomen dieses Fragment-Schauens lässt sich bis ins frühe 20. Jahrhundert zurückverfolgen, wo in Japan aus abgenudelten Kinokopien gute Stücke herausgeschnitten wurden und als Futter für Spielzeugprojektoren verkauft wurden.

 

Für die Welt zwischen Wohnzimmer (8mm) und Kinopalast (35- oder 70mm), für die kein Raum so symbolisch steht wie der Gemeindesaal im Pfarrhaus, war dagegen das Format 16mm von gewaltiger Bedeutung. In der Filmreihe Something Weird Cinema laufen in Kalk immer wieder Filme in diesem Format — im Februar zum Beispiel Jack Cardiffs surrealer Pflanzenmenschen-Horrorkracher »The Mutations« (1974). Auch in der in eine neue Saison gehenden Reihe mit Filmen aus dem Archiv des Kölners Leo Schönecker werden vor allem 16mm-Kopien gezeigt —
im Februar Max Ophüls »Liebelei« (1932). Die Zukunft der Filmgeschichte ist in Köln 16mm breit.