Museumsreif: Zuschauersaal der Kölner Oper, Foto: Marcel Wurm

Wozu das Theater?

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Auf den Unternehmer Samuel Singer ist die Betreiberin des Cinenova nicht gut zu sprechen. »Die Nebenkosten sind explodiert, seit Herr Singer mit der Objekt VL GmbH & Co. KG als neuer Eigentümer fungiert«, so Martina Borck. Früher hätten sie 3000 Euro Nebenkosten im Jahr nachzahlen müssen. »Wir liegen jetzt bei fast 20.000 Euro für das Jahr 2017«, so die 59-Jährige. Belege, die den Kostenanstieg begründen, habe das Unternehmen bislang nicht vorgelegt.

 

Seit 1996 leitet Familie Borck das Programmkino samt zugehörigem Restaurant an der Ehrenfelder Herbrandstraße. 2015 erwarb die Frankfurter Objekt VL GmbH & Co. KG das Areal, zu dem neben dem Kinogebäude das City-Parkhaus sowie weitere Häuser zählen, in denen ein Fitness-Studio, eine Kinderfreizeiteinrichtung sowie das Bezirksrathaus Ehrenfeld untergebracht sind. Der Verwalter habe das Personal des Parkhauses nach der Übernahme abgezogen und durch einen Automaten ersetzt, berichtet Martina Borck. Doch damit klappte es nicht: Zum Ärger vieler Kino-Besucher gab es häufig Probleme mit dem Automaten oder die Schranke funktionierte nicht.

 

Die Cinenova-Betreiberin hat einen Mietvertrag bis Ende 2043. Der Eigentümer kann ihn nicht ohne weiteres kündigen. Doch bereits Anfang 2016 habe Singer ihr signalisiert, dass er mit der Kinopacht zu wenig verdiene, so Borck. »Dann kam die Räumungsklage.« Die Objekt VL warf der Betreiberin vor, sie untervermiete ohne Genehmigung fünf Büroräume. »Der frühere Vermieter war im Bilde, dass wir diese Räume untervermieten«, so Borck. Das Landgericht Köln gab ihr Recht. Eine Berufung werde keine Aussicht auf Erfolg haben, erklärte das Oberlandesgericht am 9. Januar 2019.

 

Am 1. Februar folgte dann die Überraschung mit den Parkgebühren: Die von der Objekt VL beauftragte Verwaltungsfirma erhöhte zum 1. Februar die Gebühren im City-Parkhaus: Von 1,50 Euro pro angefangener Stunde auf 4,50 Euro ab 18 Uhr. »Das zielt allein darauf ab, den Kinobetrieb zu schädigen«, glaubt Borck. Der Ehrenfelder Bezirksbürgermeister Josef Wirges (SPD) sicherte dem Cinenova seine Unterstützung zu. »Herr Singer war bereits 2015 bei mir«, berichtet Wirges. »Schon damals wollte er auf dem Gelände Eigentums- und Studentenwohnungen bauen.« Köln brauche zwar dringend preisgünstige Wohnungen, so der Bezirksbürgermeister. Aber Singer gehe es offenbar allein um »Profitmaximierung«. Haben das Fitnessstudio und die Kinderfreizeiteinrichtung auf dem Gelände ebenfalls Ärger mit der Objekt VL? Die McFit-Zentrale in Berlin will sich dazu nicht äußern. Die Kölner Standortleitung der »Arche« sagt: »Das betrifft uns nicht.«

 

Knapp 16.000 Menschen haben bis Mitte März eine Online-Petition für den Erhalt des Kinos unterschrieben. Inzwischen nahm die Verwaltungsfirma die Erhöhung der Parkgebühren teilweise zurück. Ab 18 Uhr kostet die erste Stunde nun 3,50 Euro, jede weitere Stunde 3 Euro.

 

Annette Fox von der Objekt VL teilt mit, man könne zu »Mieterangelegenheiten« keine Auskunft geben, »da diese einer Vertraulichkeit unterliegen«. Fox erklärt zudem, »dass obwohl bekanntermaßen großer Wohnbedarf in Köln besteht, aktuell keinerlei Planungen für den Bau von Studentenwohnungen gibt« (sic).

 

Ob die Objekt VL auf dem Areal überhaupt Wohnungen bauen dürfte, ist strittig. Laut sogenanntem Flächennutzungsplan handelt es sich um eine »gewerbliche Fläche«. Die Eigentümerin sehe die aktuelle Bebauung jedoch »durchmischt mit anderen Nutzungen, die auch vereinzelt Wohngebäude aufweisen«, so eine Sprecherin der Stadt auf Nachfrage. Damit begründe die Objekt VL, »dass Studentenwohnen zulässig ist«. Noch gibt es keinen Bebauungsplan, der Wohnbebauung ausschließt. Die Bezirksvertretung Ehrenfeld will dies ändern. Sie hat den Stadtentwicklungsausschuss inzwischen aufgefordert, dafür ein sogenanntes Bauleitplanverfahren einzuleiten. Ehrenfeld werde »zunehmend zum Investitionsstandort für Immobilienspekulanten«, sagt Harald Schuster von der Wählergruppe Deine Freunde in der BV Ehrenfeld. Neben Schuster haben alle in der BV vertretenen Parteien und -Wählergruppen den Antrag unterzeichnet. »Die Chancen stehen gut, dass an einem Strang gezogen wird«, so Christiane Martin, Fraktionsvorsitzende der Grünen in der Ehrenfelder Bezirksvertretung. »Eine große Mehrheit will, dass das Cinenova bestehen bleibt«. Im Mai soll der Stadtentwicklungsausschuss über den Antrag der BV -entscheiden.