Glückwunsch, Jac Leirner

Jacqueline »Jac« Leirner, 1961 in São Paulo geborene Konzeptkünstlerin, darf sich in eine respektable Künstlerliste einreihen: Zu den Preisträgern des mit 10.000 Euro dotierten Wolfgang Hahn-Preis gehörten bereits Andrea Fraser (2013), Fischli/Weiss (2010), Kerry James Marshall (2014), Cindy Sherman (1997) und zuletzt Haegue Yang, der das Museum Ludwig 2018 eine große Ausstellung ausrichtete.

 

Jac Leirner, die erste südamerikanische Künstlerin unter den Preisträgern, ist seit den 80er Jahren vor allem für Skulpturen und Instal-lationen bekannt, die aus keineswegs klassischem Material entstehen: Geldscheine, Kofferanhänger, leere Zigarettenschachteln, gebrauchte Briefumschläge, Plastiktüten aus Museumsshops oder Spuckbeutel aus Flugzeugen wie bei »Corpus Delicti (sickness bags)«, ihrem Beitrag für die Documenta 1992.

 

Es sind gefundene, gesammelte, manchmal gestohlene Objekte, meist industriell produziert, manche haben autobiografische Bedeutung. Massenweise arrangiert zu abstrakten Mustern begegnen sie dem Betrachter los-gelöst von ihrer ursprünglichen Funktion, unbekannt-bekannte Dinge, die plötzlich nicht mehr bedeuten, was sie uns gewöhnlich bedeuten — aber was dann? So befragen Leirners oft minimalistische Arbeiten Begriffe wie Original, Bedeutung, Wert. Immer wieder spielt die Künstlerin auch mit Bezügen zum Kunstbetrieb, so auch in ihrer Arbeit »Museum Bags« (1985/2018), eine großformatige Collage, die anlässlich des Preises von der Gesellschaft für Moderne Kunst am Ludwig für die Sammlung angekauft wird.

 

»Jac Leirner ist eine der wichtigsten Vertreterinnen der aktuellen Konzeptkunst wie auch der sogenannten Institutionskritik«, so begründete Jochen Volz, Direktor der Pinacoteca do Estado de São Paulo und Gast-Juror die diesjährige Wahl. In Deutschland waren Jac Leirners Arbeiten 1992 auf der Documenta IX und im selben Jahr in Köln in der Josef Haubrich-Kunsthalle zu sehen. Dass das Museum Ludwig bislang keine einzige Arbeit dieser klugen Materialzauberin besaß, ist jetzt zum Glück Vergangenheit.

 

 

Museum Ludwig, Preisverleihung und Eröffnung Di 9.4., 18.30 Uhr, Präsentation 10.4.–21.7.