»Freies Theater Köln soll wie ein Label funktionieren«

Eine neue Initiative der Freien Theater (IFT) will Kölner Produktionen überregional bekannter machen

Eine Studie aus dem letzten Jahr zeigt: Mehr als Dreiviertel der Kölner*innen kennen die freie Theater- und Tanzszene in ihrer Stadt. 66 Prozent der Befragten halten sie sogar für unverzichtbar für die Kultur in Köln. Doch überregional finden Produktionen nicht zwingend die Beachtung, die sie verdienen. Beim bundesweiten Festival der Freien Theaterszene »Impulse« wurde lange keine Kölner mehr berücksichtigt. Das soll sich nun ändern. Ein neuer Akteur der freien Theaterszene in Köln ist auf den Plan getreten: die Initiative der Freien Theater in Köln (IFT). Sie ist ein Zusammenschluss von Mitgliedern der Vereine Theaterkonferenz und plattform kölner theater sowie der Vereinigung der kulturpolitischen Schauspielerinnen. Ein Gespräch mit Tim Mrosek und Bernd Schlenkrich aus dem Sprecher*innenrat über das, was sich ändern soll.

 

 

Was war der Anlass für euren Zusammenschluss?

 

Bernd Schlenkrich: Die Kräfte der einzelnen Vertretungen zu bündeln und die bisher nicht organisierten Akteure und Akteurinnen der Freien Theaterszene in Köln einzubinden. Gemeinsam wollen wir eine Stärkung der freien Theaterszene gegenüber Politik, Verwaltung und Stadtgesellschaft erreichen.

 

Tim Mrosek: Es ist wichtig, Köln stärker auf die Agenda von Kommunen, Land und Bund zu bringen, das freie Theater besser zu positionieren. Das hängt mit der neuen Förderstruktur in NRW zusammen. Es sind nicht nur die Gelder angehoben worden, sondern die Selbstorganisation und Selbstbestimmung der Freien Theater soll auch gefördert werden. Das wollen wir nutzen. Unsere große Vision ist natürlich, dass zukünftig »Freies Theater Köln«, wie ein Label funktioniert und Menschen außerhalb von Köln sofort interessiert sind, diese Produktionen zu sehen, wenn dieses Label auftaucht.

 

Bernd Schlenkrich: Deshalb wollen wir die Vernetzung vorantreiben. Dafür wollen wir zunächst eine repräsentative Bestandsaufnahmen machen und  die unterschiedlichen Themen und Bedürnisse der Theaterschaffenden in Köln ermitteln, auch jenseits — der zu Recht natürlich — immer wiederkehrenden Themen von zu modifizierenden Förderinstrumenten bis zu »Wir brauchen mehr Geld«.

 

 

 

Das heißt, es gilt auch festgefahrene Strukturen der Interessenvertretungen zu lockern?

 

Bernd Schlenkrich: Also weg von diesem Katego-rien-Denken, die einen machen Theater, die anderen Tanz oder Performace und dafür bekommt man Geld? Wir wollen eine Struktur schaffen, die wirklich alle freien Theaterschaffenden in Köln ins Boot holen kann. Mit vereinter Kraft wollen wir in den landes- und bundesweiten Netzwerken präsenter sein, um mehr Einfluss bei der Modifizierung von Förderinstrumenten und  der Fördermittelvergabe zu erreichen, um die Chancen auf mehr überregionale Fördermittel zu erhöhen.

 

Tim Mrosek: Leiter*innen von Theatern oder Kompanien tauschen sich ja schon oft aus. Es geht aber auch um die vielen Einzelkünstler* innen, die in der Szene präsent sind. Das können Kostümbildner* innen sein, Techniker*innen oder Schauspieler*innen.

 

Bernd Schlenkrich: Insbesondere Schauspieler*innen sind naturgemäß, weil sie auf der Bühne stehen, das Aushängeschild der Freien Szene. Aber wir wollen nicht über sie, sondern mit ihnen diskutieren — um herauszufinden, was sie brauchen, damit sie ihr kreatives Leben auskömmlicher gestalten können.

 

 

 

Die Bedürfnisse von über 45 Theatergruppen und den vielen freien Theaterschaffenden zu bündeln, ist eine Herausforderung. Wie wollt Ihr das anstellen?

 

Tim Mrosek: Wir planen im Mai ein großes Plenum zu veranstalten, zu dem wir alle Theaterschaffenden aus Köln einladen. Das soll einen ganzen Tag stattfinden. Wir werden Impulsreferate organisieren und den Teilnehmenden anbieten, in Gruppen zu ihren jeweiligen Themen zu arbeiten.

 

Bernd Schlenkrich: Wir planen, uns Impulse von außen holen, um den eigenen Blick auf uns zu schärfen. Das könnten Erfahrungsberichte sein, wie das andere Szenen und Kommunen machen. Die Interessensvertretungen der Theater in Köln dürften NRW-weit zwar die ältesten sein, aber vielleicht gibt es bei anderen Methoden, die für Köln interessant sein könnten.

 

Tim Mrosek: Wir sprechen gerade mit verschiedenen Moderatoren, die solche Gründungsprozesse schon häufiger begleitet haben. Von diesen Erfahrungen möchten wir profitieren.

 

 

 

Können sich Theaterschaffende im Sprecher*innenrat beteiligen, auch in Hinblick auf das Plenum, die nicht in den drei den Interessen-vertretungen eingebunden  sind? 

 

Tim Mrosek: Unbedingt. Wir freuen uns über rege Beteiligung und Anregung von allen Seiten. Jeder, der möchte, kann uns vorerst unter den email-adressen tim.mrosek@uni-koeln.de und schlenkrich@theaterimbauturm.de erreichen. In den nächsten Wochen gibt es hoffentlich eine Internetseite und wir werden uns über Social Media vernetzen. Wir sind sehr gespannt, denn ab jetzt gehen wir als IFT an die Öffentlichkeit, werden regel-mäßige Treffen initiieren, versuchen, die kulturpolitischen Interessen der Szene zu bündeln und Kampagnen anregen.