Bauhaus in Köln: Tipps & Touren

zusammengestellt von Melanie Weidemüller

 

stadtspaziergang kölsches bauhaus

 

Zu Fuß oder mit dem Rad lassen sich zwei überregional bedeutsame Kölner Stätten des Neuen Bauens erkunden: Die Bauhaus-Kolonie Rodenkirchen und die »Weiße Stadt« im rechtsrheinischen Buchforst. Um 1930 entstanden am Rodenkirchener Rheinufer mehrere Villen nach Plänen renommierter Architekten. Sehenswert sind zwei Entwürfe von Hans Schumacher: das an einen Ozeandampfer erinnernde Haus Loosen (1931) mit bugartigen Schwüngen, Reling-ähnlichen Eisengeländern, Wandelgang und begehbaren Dächern und das von Le Corbusier inspirierte Wohnhaus für Heinrich Hussmann (1930), Professor an den Kölner Werkschulen.

 

Im heutigen Buchforst findet man das Kontrastprogramm: sozialer Wohnungsbau à la Bauhaus. Die »Weiße Stadt« von Wilhelm Riphahn und Caspar Maria Grod entstand zwischen 1928 und 1932 auf einem 180.000 Quadratmeter großen Areal im Auftrag der GAG, ganz im Geiste des Neuen Bauens. Im Dreieck zwischen Heidelberger, Waldecker und Kopernikusstraße kann man noch heute Siedlung streifen: fünfgeschossige Mehrfamilienhäuser in Zeilenbauweise sowie Einfamilienhäuser mit ehemals rund 580 Wohneinheiten, aufgelockert durch Grünflächen und Vorgärten, im Zentrum die Kirche St. Petrus Canisius. Die Siedlung steht zusammen mit dem Ensemble »Blauer Hof« unter Denkmalschutz.

 

Villen-Kolonie Rodenkirchen: zwischen Rhein und der Straße Im Park. Standorte: Im Park 2 (Haus Hussmann) + 8 (Haus Loosen), Walter-Rathenau-Str. 27 (Architekt Josef Op Gen Orth) + 29 (Haus Rosenberg, Schumacher), Uferstr. 11 (Haus Seewald von Theodor Merrill)

 

»Weiße Stadt«: Köln-Buchforst, Areal zwischen Heidelberger, Waldecker und Kopernikusstraße

Info: koelnarchitektur.de

 

 

 

 

hello mies: bauhausstadt krefeld

 

Die Ikonen der Bauhaus-Architektur in NRW stehen in Krefeld, und wer die Bauhaus-Zwillinge vom großen Meister Mies van der Rohe noch nicht kennt, sollte 2019 für einen Ausflug nutzen! Die benachbarten Wohnhäuser Haus Lange und Haus Esters entstanden Ende der 20er Jahre im Auftrag der Seidenfabrikanten Dr. Josef Esters und Hermann Lange und gelten als Musterbeispiele für das Neue Bauen: zweigeschossige Gebäude aus braunrotem Backstein mit großen Panoramafenstern und Flachdach, umgeben von Rasenflächen und altem Baumbestand, verbunden durch Mauern, Balkone und Terrassen. Seit 1955 dienen sie als Ausstellungsräume für zeitgenössische Kunst. Im Geburtstagsjahr werden sie frisch saniert zur Diskursplattform über die Zukunft des Bauens: Für das siebenteilige Ausstellungsprojekt »Anders Wohnen« realisieren zwanzig internationale Künstler, Architekten und Designer in den Häusern und im Gartenbereich Wohn- und Lebenskonzepte, dazu finden Vorträge, Performances, Talks und eine offene Werkstatt statt. Mies van der Rohe ent-warf für die Seidenwebereien von Lange und Esters auch zwei Firmengebäude: Das »HE-Gebäude« (1931) und die Färberei sind die einzigen Produktionsgebäude, die er je errichtet hat (heute: Mies van der Rohe Business-Park). Eine weitere zentrale Spielstätte ist der »Pavillon« von Thomas Schütte: Die begehbare Skulptur ist ab 7. April Ort der Ausstellung »map 2019 Bauhaus Netzwerk Industrie«, in der Dokumentarfilme, Ausstellung und Vorträge die enge Verbindung der Bauhäusler zu Krefeld darstellen.

 

Haus Lange & Haus Esters, Wilhelms-hof-allee 91–97, 47800 Krefeld, Di/Do/Fr/Sa/So 11–17 Uhr, Mi 15–21 Uhr. 

 

Pavillon von Thomas Schütte, Wilhelms-hofallee/Kaiserstr. gegenüber 121, 47800 Krefeld, 7.4.–30.10. , -Vernissage 7.4., 12–20 Uhr

 

Projekt MIK e.V., Bismarckplatz 35, 47799 Krefeld, projektmik.com

 

 

 

 

mythos »neue frau«: mode zwischen -kaiserreich, weltkrieg und republik

 

Bubikopf, kurze schlicht geschnittene Kleider und selbstbewusstes Auftreten waren die Kennzeichen der neuen Frau der 20er Jahre —  ein Spiegel gesellschaftlicher Umbrüche. Die Ausstellung stellt den Mythos der »Neuen Frau« vor und hinterfragt ihn zugleich: War der revolutionär neue Bekleidungsstil ein Akt der Emanzipation? Oder entstand es einfach aus praktischer Notwendigkeit? 130 Originalkostüme und weitere historische Exponate sind zu sehen: Die Klassiker der 20er, das Charlestonkleid als »Must-have« der neuen Frau und der sogenannte »Stresemann«, die Reformkleider der 1910er Jahre, Sportbekleidung für Frauen und: ein megacooler »Autofahrerinnen-Mantel«, in dem man heute in ein Car2Go steigen könnte.

 

LVR-Industriemuseum Tuchfabrik -Müller Euskirchen, Carl-Koenen-Str., 53881 Euskirchen, Di bis Fr 10–17, Sa+So 11–18 Uhr, bis 17.11. Mi 10.4., 18.30 Uhr: Öffentliche Abendführung mit Sektempfang

 

Ferienworkshop für Kinder »Kleine Kleider selbst gemacht mit Glitzer und Glimmer«: 25.4., 11–15 Uhr, Anmeldung bis 18.4., 12.- inkl. Material 

 

Infos + Führungsbuchung: Tel. 02234 9921555, info@kulturinfo-rheinland.de

 

 

 

 

»100 jahre frauen-politischer aufbruch«

 

Auch das Bonner Frauenmuseum blickt zurück in die Weimarer Zeit und thematisiert den Kampf um politische Partizipation vom Frauenwahlrecht bis zum Ministerinnenamt. Im ersten demokratisch gewählten Reichstag 1919 waren Frauen immerhin mit 9,6 Prozent vertreten, dann ging es bergab, bis schließlich die NSDAP die Frauen lieber als Mütter am Herd sah. Trotzdem konnten die Parlamentarierinnen zunächst wichtige Frauenrechte durchsetzen. Nach dem ersten Teil der Schau »Vom Frauenwahlrecht zum Frauenmandat« nimmt der zweite Teil die Bonner Republik in den Blick: von der Gleichberechtigung im Grundgesetz 1949 über die erste Ministerin Elisabeth Schwarzhaupt (1961) bis zur Neuen Frauenbewegung.

 

Frauenmuseum Bonn, Im Krausfeld 10, 53111 Bonn, Di bis Sa 14–18, So 11–18 Uhr, Erster Teil bis 1.5.; zweiter Teil: bis 30.9., frauenmuseum.de

 

 

 

 

»who’s afraid of bauhaus? Kritische Reflexionen zum 100.« 

 

Bei so viel Rückblicken erfrischt ein aktueller Blick auf die Bauhaus-Ära, lässt sich doch ironisch bilanzieren: Heute firmiert alles Würfelige und jeder dritte Stuhl unter dem Schlagwort »Bauhaus«. Der Jubiläumshype suggeriert gar: »Die ganze Welt ein Bauhaus«. Aber warum? Worin erkennt sich die Gegenwart, wenn sie zurückblickt? Das Museum Ratingen reflektiert entlang zeitgenössischer Positionen die Lebendigkeit des Bauhaus-Impulses: In der Gruppenausstellung »who’s afraid of bauhaus?« beschäftigen unterschiedliche Künstlergenerationen bewundernd oder kritisch mit den Ideen der Gestaltungsschule. Und die Auswahl stimmt: Louisa Clement, Günther Förg, Mary Heilmann, Young-Jae Lee, Anne Pöhlmann, Fari Shams, Heidi Specker und Matthias Wollgast treffen aufein-ander. 

 

Museum Ratingen, Peter-Brüning-Pl. 1, 40878 Ratingen, Di bis So 11–17 Uhr, bis 12.5.

 

 

 

 

tanz & theater

 

Die Tanzszene in NRW wäre kaum denkbar ohne die Avantgarde der 20er Jahre, daran erinnert das Festival »Konstellationen« und denkt weiter in die Zukunft. Drei wichtige zeitgenössische Protagonisten aus NRW — PACT Zollverein, Wuppertaler Tanztheater Pina Bausch und Tanzhaus NRW — erarbeiten in Kooperation mit Partnern aus anderen Künsten ein transdisziplinäres Programm, schließlich war das Bauhaus auch revolutionär mit seinem spartenübergreifenden Ansatz.

 

Spezialisiert hat sich das Düsseldorfer »theater der klänge«: Im Repertoire hat das Ensemble mehrere Aufführungen zum Thema Bauhaus, u.a. das »mechanische Ballett«, das berühmte »Triadische Ballett« (beide 1923), Oskar Schlemmers »Lackballett« und die Produktion »Der Silberprinz — 9 Blicke auf Walter Gropius und das Bauhaus«. 

 

Termine: theater-der-klaenge.de

 

 

 

 

KÖLN

 

»Weimar im Westen: Republik der Gegensätze«. Die multimediale Wanderaus-stellung von LWL und LVR präsentiert in vier begehbaren Würfeln umfassend die Weimarer Zeit zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus, u.a. mit bislang unbekannten Fotos und Filmen. 

 

LVR-Zentralverwaltung/Landes-haus, Kennedy-Ufer 2, 1.4.–16.5.

 

 

 

 

LEVERKUSEN

 

»So viel Bauhaus hier« — Bauhäusler im Westen. Nachdem die Bauhaus-Schule von den Nazis geschlossen wurde, emigrierten viele Bauhäusler ins Ausland, andere blieben, zumindest vorübergehend, und auch das Rheinland bot vielen Arbeits- und Lebensmöglichkeiten. Paul Klee wurde 1931 als Professor an die Düsseldorfer Kunstakademie berufen, Johannes Itten wurde 1932 Direktor der Textilfachschule Krefeld. Georg Muche, der Itten 1938 folgte, baute dort während des Krieges eine kleine »Bauhaus-Enklave« auf, da die Krefelder Textilindustrie und die Aus-bildungsstätten den Gestaltern Wirkungsmöglichkeiten boten. In Wuppertal traf sich ab 1937 in der Lackfabrik des Dr. Kurt Herberts & Co. ein Arbeitskreis um Oskar Schlemmer, Willi Baumeister und Fritz Krause. Man war im Austausch mit den Krefelder Kollegen und dem ehemaligen Bauhausmeister und Bildhauer Gerhard Marcks (der später in Köln lebte), und Schlemmer staunte in einem Brief an seine Frau: »So viel Bauhaus hier und alles brauchbare Leute!« Die Ausstellung im Bayer Erholungshaus, das im Frühling allemal einen Besuch wert ist, zeichnet diese Jahre des Bauhauses im Westen nach.

 

Bayer Erholungshaus, Nobelstr. 37, 51373 Leverkusen, Sa + 14.4.–30.6., Sa/So/feier-tags 11–17 Uhr, Vernissage: So 14.4., 11 Uhr. Führungen (kostenfrei) jeden 1., 3. + 5. So, 11.15 Uhr, Anmeldung + Info unter 0214 30.41283/-41284 oder bayerkultur@derticketservice.de 

 

 

 

 

HAGEN

 

»heinrich brocksieper. ein hagener am bauhaus. die stofflichkeit der dinge«. Ausstellung des Hagener Malers, Fotografen und Experimentalfilmers (1898-1968) und Freundes von Emil Schumacher, der von 1919 bis 1922 zu den ersten Studierenden am Weimarer Bauhaus gehörte. 

 

Tipp: »Film am Bauhaus— von Abstraktion, Sozialreportage und Reformarchitektur«, Filmvorführung, eingeführt von Thomas Tode. 

 

Emil Schumacher Museum / Kunstquartier Hagen, Museumsplatz 2 (Navi: Hochstr. 73), 58095 Hagen, Di bis So 12–18 Uhr, Ausstellung bis 23.6.2019, Film am 16.5., 19-22 Uhr 

 

 

 

 

DÜSSELDORF

 

»Woraus wird Morgen gemacht sein?« Das große inter- und transdisziplinäre Bildungsprojekt der Universität Düsseldorf im Bauhausjahr thematisiert die Bedeutung der Kunst für »Unser demokratisches Morgen«. 

 

Institut »Moderne im Rheinland« an der Heinrich-Heine-Universität, Universitäts-str. 1, 40225 Düsseldorf

 

»wechselwirkungen. meister und gesellen des bauhauses zwischen werkstatt und industrie«. »Indus-triedesign« als Kunst: In der eröffneten Keramikwerkstatt des Staatlichen Bauhauses in Dornburg an der Saale lernten und arbeiteten bedeutende Keramiker wie Theodor Bogler, Otto Lindig, Marguerite Fried-laender und Werner Burri.

 

Hetjens — Deutsches Keramikmuseum Düsseldorf, Schulstraße 4, 40213 Düsseldorf, Di-So 11–17, Mi bis 21 Uhr, bis 12.5.

 

»entwurf zukunft. ratingen-west und das neue bauen«. Der städtische Raum als urbaner Denk- und Vorstellungsraum wird anhand des Bauprojekts Ratingen-West untersucht: Die Visionen der Weimarer Zeit als Spannungspol für die Gegenwart?

 

Ratingen Stadtmuseum, 12.4. bis 6.10.

 

 

 

 

OBERHAUSEN

 

»Peter Behrens — Kunst und -Technik«. Die neue Dauerausstellung im 5. OG des Peter-Behrens-Baus präsentiert zu dessen 150. Geburtstag umfangreich das Schaffen des Architekten und Industriedesigners. 

LVR-Industriemuseum Peter-Behrens-Bau, Essener Str. 80, 46047 Oberhausen, Di–Fr 10–17, Sa + So 11–18 Uhr, 28.4.19 bis 31.12.2022 

 

 

 

 

DUISBURG

 

Otto Hofmann. Anlässlich des Jubiläums widmet das Museum Küppersmühle dem Bauhaus-Künstler, Grafiker und Designer Otto Hofmann (1907–96), Schüler von Klee und Kandinsky, einen eigenen Sammlungsraum. 

 

MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst, Innenhafen Duisburg, Philosophenweg 55, 47051 Duisburg, Mi 14–18, Do bis So 11–18 Uhr, museum-kueppersmuehle.de

 

 

 

 

AACHEN, KREFELD, ESSEN, KÖLN

 

»Mies im Westen« Das Ausstellungsprojekt von Studierenden der TH Köln, TH Mittelhessen und Alanus Hochschule in Kooperation mit dem Museum für Architektur und Ingenieurkunst NRW vermittelt Mies van der Rohes Wirken in Aachen, Krefeld und Essen.

 

Aachen (NAK, 12.5.-16.6.), Krefeld (Mies van der Rohe Business Park, 16.5.–30.6.), Essen (Neue Galerie der Volkshochschule, 23.5.-5.7.), September 2019 im LVR Köln

 

 

 

 

ESSEN

 

»Try again. Fail again. Fail better — IMPULS BAUHAUS«. Unter dem Bauhaus-Motto »Die Zukunft ist formbar!« fragt das Festival der Folkwang Universität der Künste nach dessen Relevanz im Hier und Jetzt — mit über 40 öffentlichen Veranstaltungen. Internationale Künstler*innen verwandeln das Areal des UNESCO-Welterbes Zeche Zollverein in eine Produktionsstätte zeitgenössischer Kunst (mit Robert Henke, Young-Jae Lee, Adrian Sauer, Rimini Protokoll u.a.). In Kooperation mit dem Ruhr Museum, Stiftung Zollverein, Museum Folkwang und Klassik Stiftung Weimar. 

 

UNESCO-Welterbe Zollverein, Gelsenkirchener Str. 181, 45309 Essen, 12.4.–9.2.2020, zollverein.de

 

»aufbruch im westen. die künstlersiedlung margarethenhöhe« Ausstellung über die Künstlersiedlung anlässlich des 100. Geburtstags des »Kleinen Atelierhauses« auf der Margarethenhöhe. 

 

Ruhr Museum Essen, UNESCO-Welterbe Zollverein, Areal A [Schacht XII], Kohlenwäsche [A 14], Gelsenkirchener Straße 181, 45309 Essen, Mo bis So 10 – 18 Uhr. 8.4. bis 5.1.2020

 

 

 

 

ONLINE

 

bauhaus100-im-westen.de 

 

baukunst-nrw.de

 

neues-bauen-im-westen.de

 

Die Architektenkammer NRW, das LVR-Amt für Denkmalpflege und LVWL präsentieren bedeutende Bauten in einer Wanderausstellung und Internet-Plattform, von Mies über Henry van de Velde, Peter Behrens, Bruno Paul bis Riphahn.