Bringt ihren neuen Roman mit: Julia Trompeter, Foto: Bogenberger/autorenfotos.com

Lesen bis zum Morgengrauen

Die 1. Kölner Literaturnacht präsentiert die Vielfalt der Kölner Literaturszene

Kölner Literatur der Gegenwart — welche Autor*innen fallen einem da ein? Klar, Navid Kermani, Friedenspreisträger, Intellektueller der Post-Wiedervereinigungs-BRD und ihres interkulturellen Normalzustands und großer Neil-Young-Fan. Vielleicht auch noch Erasmus Schöfer, sozial-realistischer Erzähler der großen Arbeitskämpfe der 70er Jahre und bis heute politisch unerschüttert. Oder Julia Trompeter, die gerade einen genau beobachtenden Roman über die Gemeinsamkeiten der niederländischen Akademiker-Mittelklasse im Radfahrerparadies Utrecht mit ihrem Pendant in Deutschland geschrieben hat. Diese drei und etwa 160 weitere Menschen lesen am ersten Mai-Wochenende bei der 1. Kölner Literaturnacht.

 

Das Konzept kennt man von anderen Ver­anstaltungen, etwa der Kölner Museumsnacht: Am Anfang des Abends kauft man ein Ticket und wandert anschließend von Veranstaltung zu Veranstaltung, bis das Bier alle oder man vollkommen durchgefroren ist. Das Organisations­team der Literaturszene möchte »das literarische Leben der Stadt sichtbarer machen« und lädt deshalb auch in Buchhandlungen und Schreib­stuben in Dellbrück und Sürth ein. Im Sürther Hoch2Werk liest Isabelle Archan aus ihrem Gebirgskrimi »Die Alpen sehen und sterben«. Interessant sind auch die Lesungen der verschiedenen Kölner Schreibwerkstätten. Das Literaturcafé FremdwOrte etwa hat gleich fünf Teilnehmerinnen für seine Veranstaltung versammelt, die ihre Perspektiven auf das Ankommen in Köln teilen. Im Literaturhaus stellen sich die Dieter-Wellershoff-Stipendiaten Tina Ilse Maria Gintrowski und Joachim Geil vor, und an der KHM arbeiten Studierende aus den Medienstudiengängen mit denjenigen des neuen Masters für kreatives Schreiben zusammen — der Literaturbegriff bei der ersten Literaturnacht ist ein weiter. Das ist auch gut so, denn sonst könnte Stadtrevue-Hauszeichner Zwarwald nicht mit Harald »Sack« Ziegler in der Trauma­thek auftreten, und die Reise­berich­te, die Paula Irmschler, Sebastian Ingenhoff und andere bei »On the road to No-Go« am Ebertplatz vorlesen, wären auch nicht im Programm. Und wenn dort die letzte Seite umgeblättert wurde, ist das Bier auch sicher noch nicht alle.

 



Sa 4.5., diverse Orte, ab 16 Uhr, koelner-literaturnacht.de