Hier läuft es schon lange nicht mehr rund: Das Odysseum auf dem ehemaligen CFK-Gelände in Kalk, Foto: Marcel Wurm

Wissensmuseum weiß nicht weiter

Das Odysseum taumelt immer tiefer in die Krise

Einem nachgebauten Dino in die Schnauze gucken, in einem Flugsimulator daddeln oder Plastik-Skelette im Sandkasten ausbuddeln. Nee, das ist kein Indoor-Spielplatz in der Provinz, sondern das Odysseum in Kalk. Ein Museum, das Kindern Technik und Naturwissenschaften vermitteln soll. Das war jedenfalls vor zehn Jahren das erklärte Ziel, als man ein »Urban Science Center« plante. Heute nennt sich das Odysseum folgerichtig »Abenteuermuseum«. Doch allzu spannend findet es die Zielgruppe offenbar nicht, die Besucher bleiben aus. Aufregend sind hier bloß die Eintrittspreise. Kinder ab vier Jahren müssen am Wochenende knapp 15 Euro zahlen, mit Mama oder Papa macht es dann 37,80 Euro.

 


Voll wird das »Wissensmuseum« bloß, wenn es sich vor den Karren von Merchandising-Kampagnen spannen lässt: Harry-Potter-Austellung, Star-Wars-Ausstellung, Lego-Ausstellung, sogar mit »selfietauglichen Skulpturen«. Oder man lädt gleich die gesamte Bagage derer ein, die Kindern ihr Zeug andrehen wollen: Immer wieder tagen hier Agenturen für Kindermarketing und überlegen, wie man »Kids« mit Werbung manipuliert, pardon, »frühzeitig bindet«. Von der Idee, Kindergärten und Schulen in der Vermittlung von Wissen zu unterstützen, ist man längst abgerückt. Und trotzdem kommt das Museum finanziell nicht über die Runden. Das war schon bei der Gründung abzusehen: Eine halbe Million Besucher pro Jahr erwartete der Besitzer und Betreiber, eine Stiftung der damaligen Stadtsparkasse. Das wären täglich mehr als 1300 Besucher — das ist einigermaßen größenwahnsinnig an einem Standort, der abgelegener und trostloser kaum sein könnte.

 


Das ehemalige CFK-Gelände ist ein Abstellplatz für triste Projekte aller Art. Köln hat sich zunächst von mfi, einem Entwickler von Einkaufszentren und Gewerbeparks, übertölpeln lassen, indem der Konzern ein viel zu großes Einkaufszentrum auf das Areal setzte — und zwar so, dass sich diese »Arcaden« wie eine Grenzmauer gegen die Kalker Hauptstraße und das Veedel wandten. Wenn man alles verhunzen will, darf natürlich der Baumarkt mit Gartencenter nicht fehlen, oder ein riesiges Musikkaufhaus samt Großlager. Die anderen Pläne waren bald passé: Motorenmuseum, Musical-Halle, Multiplex-Kino, nicht zuletzt der S-Bahn-Anschluss — alles gescheitert. Dabei erhoffte sich das Stadtplanungsamt 2002 noch »krasse Nächte« und »fette Events« auf dem Areal.

 


Konzept, Preise, Standort — das alles verschärft weiter die Krise des Odysseums. Jetzt fordert die SPD ein »breites Bekenntnis zum Odysseum«. Die Stadt soll Geld geben. Die Frage muss erlaubt sein: Warum, wenn das, was dort passiert, so öde ist? Ist es gar nicht, sagt die SPD und behauptet kess: »Wissenschaftsmuseum begeistert Kinder und Jugendliche für MINT-Berufe«. Äh, warum dann noch mal die Krise?

 


Anlässlich der Eröffnung des Odysseums vor zehn Jahren sagte der damalige OB Fritz Schramma: »Der Besucher wird mit vielen ­Fragen ins Odysseum hineingehen und mit vielen Fragen wieder herauskommen.« Er sollte Recht behalten. Aber offenkundig sind nicht viele Menschen willens, für so etwas auch noch Geld zu bezahlen.