Parkplatzsuche: Der Neumarkt bekommt zwei Drogenkonsummobile, Foto: Dörthe Boxberg

Köln macht Mobil

 

Die Drogenszene am Neumarkt wächst. Nun sollen Drogenkonsummobile helfen

Der Anlauf war lang. Schon vor über fünf Jahren sprach die Stadt von einer »erhöhten Beschwer­delage« wegen des Drogenkonsums am Neumarkt. Im Juni 2016 beschloss der Kölner Stadtrat, drogensüchtigen Menschen vor Ort mit einem Drogenkonsumraum helfen zu wollen — »schnellstmöglich«. Der Drogenkonsumraum soll drogenabhängigen Menschen den Konsum von illegalen Drogen unter medizinischer Aufsicht ermöglichen und die angespannte Lage für Anwohner und Passanten verbessern. Seither ist viel passiert: Anwohner gründeten eine Bürgerinitiative, die Stadt lud zum Dia­­log am Runden Tisch. Mit einem Ladenlokal in der Thieboldsgasse hatte die Stadt eine geeignete Immobilie gefunden, dann machte der Besitzer kurzfristig einen Rückzieher. Bis heute gibt es für Drogensüchtige kein Hilfsangebot am Neumarkt.

 


»Die Situation vor Ort ist untragbar«, sagt Ralf Unna von den Grünen, Vorsitzender des Gesundheitsausschusses. »Spätestens bis zum Jahresende müssen wir ein Angebot haben.« Die Lösung soll nun »vorübergehend« in einem mobilen Drogenkonsumraum liegen. Das beschloss der Stadtrat im April. In der Nähe des Neumarkts sollen zwei Fahrzeuge stationiert werden. In einem sollen Drogen konsumiert werden können, im anderen eine Sozialberatung stattfinden. Die Anschaffung der Spezialfahrzeuge soll 200.000 Euro kosten, der jährliche Betrieb mit vier Mitarbeitern 800.000 Euro.

 


Vor allem Sozialdezernent Rau hatte sich lange gegen einen mobilen Konsumraum ausgesprochen, den es in Deutschland bisher nur in Berlin gibt. Er gilt als weniger wirksam und als deutlich teurer. Doch die Probleme am Neumarkt und die großen Schwierigkeiten bei der Immobiliensuche haben die Stadt zum Umdenken bewogen. Der Druck der großen Ratsfraktionen, die sich einmütig hinter der Idee versammelten, tat sein Übriges.

 


Dennoch soll die Suche nach einem festen Standort am Neumarkt weitergehen. Ein stationäres Angebot sei zwar »der Goldstandard«, sagt Gesundheitspolitiker Ralf Unna von den Grünen. »Aber wir brauchen jetzt schnelle und pragmatische Lösungen.« Zudem sieht Unna durchaus Vorteile in den mobilen Konsumräumen: »Wenn wir merken, dass das, was wir für einen Drogenhotspot halten, gar keiner ist, können wir flexibler reagieren.« Auch könnten die ­Fahrzeuge weiterziehen, wenn — möglichst bis zum kommenden Jahr — am Neumarkt eine Immobilie gefunden sei, etwa nach Kalk oder Mülheim.

 


Einen Standort für die Fahrzeuge am Neumarkt hat die Stadt schon ausgemacht, nennt ihn aber noch nicht. Auch die Öffnungszeiten und wer das Angebot betreibt, ist weiter unklar. Hier könnte ein freier Träger aus Köln zum Zuge kommen. Die letzten Hürden bis zur Inbetriebnahme der Drogenkonsummobile sind etwa das Sicherheitskonzept, aber auch der Zugang zu Wasser oder Toiletten. Für ein Angebot, das Menschen das Leben retten könnte, klingt das nach lösbaren Problemen.