Die traurigen Augen des Robert Hossein

Ein bescheidener Herr ist Robert Hossein, der mit seinen 91 Jahren ganz genau weiß, was er geschafft und geschaffen hat. Einschätzungen der Kritik scheinen ihm herzlich wenig zu bedeuten. Bekannt geworden ist er vor allem als Darsteller, der so ziemlich alles gespielt hat: den ersten Gatten der Buch- und Filmserienheldin »Angelique« (1964–68), Generalfeldmarschall Erwin Rommel (in Giorgio Ferronis »La battaglia di El Alamein«, 1968) bis hin zum namenlosen Zeremonienmeister in Claude Lelouchs »Les Misérables« (1995), ein Stoff, den er selber 1982 als Regisseur mit Gravitas und Demut bearbeitet hat.

 


Es ist ungewöhnlich, dass Hossein sein Debüt als Filmregisseur schon kurz nach dem ersten Kinoauftritt als Schauspieler verwirklichen konnte. Es folgten existentialistische Meisterwerke wie der garstig-gläserne »Mitternachts­par­ty« (1961) oder der fabelhaft nihilistische Film noir »Verflucht und vergessen« (1964), die der Filmclub 813 im Juni zeigt. Sie offenbaren einen Filmemacher, der formal extrem variabel ist, in seiner Ethik sich allerdings stets treu bleibt. Hossein wirkt in beiden Filmen auch als Darsteller mit — in seinen brutal traurigen Augen ist das niederschmetternde Ende vom ersten Bild an abzulesen.

 


Der Filmclub 813 bietet im Juni aber auch noch popkulturellere Perlen der Filmgeschichte — mit ganz aktuellem Bezug. Am Startwochenende des Blockbusters »Godzilla II: King of the Monsters« in den deutschen Kinos zeigt man hier einen Doppelpack mit Godzilla-Filmen von Honda Ishirō: »Befehl aus dem Dunkel« (1965) und »Frankenstein und die Monster aus dem All« (1968). Im ersteren leihen sich hochentwickelte Außerirdische Godzilla und die Flugechse Rodan aus, um das Monster King Ghidorah zu bekämpfen. In letzterem will ein außerirdisches Amazonenvolk via ferngesteuerter Monster die Mensch­heit unterjochen — trotz des Titels hat Frankenstein damit eigentlich nichts zu tun.

 


Aber auch die Freunde der Hoch­kultur finden im Juni-Programm des Filmclub 813 passendes. An der Hahnenstraße verneigt man sich anlässlich seines 200. Geburtstags vor dem in Köln geborenen Komponisten Jacques Offenbach. Gezeigt werden zwei Seltenheiten: »Orpheus in der Unterwelt« (1974) des Brecht-Schülers Horst Bonnet und Rudolf Jugerts feines Fernsehspiel »Jacques Offenbach — Ein Lebensbild« (1969). Dazu gesellt sich ein zu Recht ka­nonisierter Evergreen, Michael Powell und Emeric Pressburgers Technicolor-Delirium »Hoffmanns Erzählungen« (1951).


Infos: filmclub-813.de