Sprinkler und Nachhall

 

Die Ausstellung Große Oper — Viel Theater? zeigt europäische Bühnenbauten im Wandel

Im Dezember entscheidet sich, ob die deutschen Theater- und Orchesterlandschaft als immaterielles Kulturerbe der Menschheit bei der UNESCO geführt wird. Doch viele Bühnen liegen baulich auf der Intensivstation und müssen grundsaniert werden — was Politiker in Schockstarre fallen lässt. Bestes Beispiel: Bis zu 843 Mio. Euro soll die Generalüberholung der Frankfurter Bühnen kosten. Bei den Kölner Bühnen könnten bis zu 570 Mio. zu Buche schlagen. Die Ausstellung »Große Oper — Viel Theater?« stellt aktuelle Beispiele vor, wie Kommunen ihre Theaterbauten zwischen Sanierung, Neubau und Stadtentwicklung ertüchtigen. Die Schau wurde von Andrea Jürges und Yorck Förster für das Deutsche Architekturmuseum in Frankfurt erarbeitet; seit Mai 2018 wandert sie durch die Republik und macht aktuell in Köln Station.

 


Probleme mit der Sanierung gibt es in Deutschland reichlich und die Gründe für Kostensteigerungen sind überall die gleichen: Fehlkalkulation, Umplanungen und Zeitdruck. Hinzu kommen gestiegene Erwartungen an Bühnentechnik und Akustik. So wurde die Berliner Staatsoper mit einem neuen Dachaufbau versehen, um den Nachhall zu verlängern. Gesamtkosten: 440 Mio. Euro. Die größten Fallen lauern allerdings bei der Haustechnik und den inzwischen völlig überzogenen Sicherheitsanforderungen, das zeigt das Beispiel der Kölner Bühnen.

 


Dass es anders geht, beweist die Oper von Lyon, die komplett entkernt und neu »gefüllt« wurde. Ihr markantes Tonnendach fungiert heute als Wahr­zeichen der Stadt. Weniger spektakulär, aber als Bauaufgabe nicht weniger komplex: Der neue Saal und das neue Werkstattgebäude des Heidelberger Theater in beengtester Innenstadtlage. Kosten: 72 Mio. Euro. Als Gegenbeispiel dient die überteuerte Elbphilharmonie, die allerdings als signature building städtebaulich eine wichtige Funktion übernimmt. Ähnlich wie auch die neue Oper in Kopenhagen, die der Reeder Maersk Mc-Kinney Møller auf eigene Kosten direkt ans Wasser klotzen ließ — ohne demo­kra­ti­sche Mitbestimmung der Kommune.

 


Die Ausstellung ist sehenswert, auch wenn sie — vermutlich aus Rei­segründen — nur mit unsinnlichen Schautafeln operiert. Doch so lieblos wie im Flur des 1. OG im MAKK muss man die Pappen dann doch nicht hängen. Weil nicht alles passte, wurden vier Theater ins 2. OG verbannt. Eine Ausstellung als Flurdekoration bis zum nächsten Blockbuster.