Foto: Dörthe Boxberg

Hängepartie im Rasenschach

Trotz Einwänden wird die Bebauung des Äußeren Grüngürtels durch den 1.FC Köln wahrscheinlicher

 

Es ist voll im Theo-Burauen-Saal des Spanischen Baus. Der Ausschuss für Stadtentwicklung tagt. Robin Kähler, renommierter Sportwissenschaftler und Mitverfasser des Sportentwicklungs­plans der Stadt Köln, legt dar, wie wichtig Grün- und Freiflächen seien, die man für alle möglichen Sportarten nutzen kann. Die SPD will wissen, was denn wäre, wenn ein großer Sportverein bereit sei, seine Trainings­flächen zur Verfügung zu stellen? Gemeint ist der 1. FC Köln. Seit mehr als fünf Jahren will der Ver­ein sein Trainingsgelän­de am Äuße­ren Grüngürtel  erweitern. Dafür würde die bislang öffentliche Gleueler Wiese in Sportplätze umge­wandelt, darunter vier Kunstrasenplätze. Die könnten von Vereinen und Schulen mitgenutzt werden, so der FC. Robin Kähler hält nichts davon und wiederholt: Wer Breitensport fördern will, sollte dafür sorgen, dass es möglichst viele Parks und Wiesen gebe. Das war im Februar dieses Jahres. Doch die Diskussion hält an.

 


Den organisierten Sport aber hat der FC auf seine Seite gezogen. Als ein »Geschenk des FC an den Breitensport« bezeichnet Peter Pfeiffer die vier Kunstrasenplätze. Er ist Vorsitzender des Stadtsportbunds, der 282.000 Mitgliedern in 640 Vereinen vertritt. Als die Untere Naturschutzbehörde der Stadt Köln im März vorschlug, dieses Ge­schenk abzulehnen, kommentierte Pfeifer: »Diese Entscheidung ist eine der ersten Nagelproben für die Ziele und die Wertigkeiten des Sportentwicklungsplans.« Doch im Sportentwicklungsplan, den der Stadtrat im April verabschiedete, wird die Erweiterung des FC-Geländes gar nicht erwähnt. Vielmehr wird dort die Förderung von informellem Sport betont, etwa Joggen oder Fußball von Tresenmannschaften im öffentlichen Raum, der ohnehin immer beliebter wird. Für die Zukunft müsse man abwägen: Sichert man die bisherigen Grünräume? Oder fallen sie einer wei­teren Verdichtung der Stadt zum Opfer? Kölns Umweltdezernent Harald Rau sieht schon die Umwand­lung von Asche- in Kunstrasenplätze kritisch: »Kunstrasenplätze emit­tieren nicht nur Plastik, sondern haben auch eine versiegelnde Wirkung.« Er spricht sich für Wachstum im Ausgleich aus. »Es wird sicherlich einen Kampf um jeden einzelnen Platz geben«, so Rau.

 

 

Einen solchen Kampf führt Roland Schüler. »Die Kunstrasenfelder sorgen für einen lokalen Temperaturanstieg von drei Grad«, sagt der Grünen-Politiker zu den FC-Plänen. Das gehe aus dem Umweltgutachten der Unteren Naturschutzbehörde hervor. Schüler ist stellvertretender Bezirks­bürgermeister von Lindenthal und Mitglied der BI »Grüngürtel für alle«, die sich für einen Erhalt der Gleueler Wiese ausspricht. »Die naturschutzfachliche Seite sagt: Das geht so nicht«, findet auch Jakob Risch vom Naturschutzbund (Nabu), der mit dem Bund für Umwelt- und Naturschutz und »Grüngürtel für alle« während des Planungsverfahrens eine Reihe von Einwänden gegen die Erweiterung geltend gemacht hat. Etwa, dass wichtige Umweltgutachten nicht eingeholt worden seien und dass durch die Erweiterung die Grundwasserversorgung beeinflusst werde. Zudem werde ein wichtiges Argument für die Erweiterung im Grüngürtel künftig wegfallen, sagt Roland Schüler. Laut Planung, soll die Elsa-Brandström-Schule an der Berrenrather Straße, eine NRW-Sportschule, das neue Trainingsgelände mitnutzen. Jedoch werde die Schule demnächst zur Gesamtschule, erklärt Schüler. »Die Klassen 8 bis 13 gehen dann nach Müngersdorf.« Damit sei die Mehrzahl der Schüler nicht mehr in der Nähe des Geißbockheims.

 


Kurz vor Pfingsten wurden die Einwände der BI »Grüngürtel für alle« von der Bezirksregierung Köln auf rund 170 Seiten abgeschmettert. Am 5. Juli soll dann im Regionalrat über die notwendige Änderung des Flächennutzungsplans abgestimmt werden. »Im politischen Raum wird es schwierig werden«, sagt Roland Schüler. Im Regionalrat, in BV Lindenthal und bei der Stadt Köln befürworte man die Pläne des FC mehrheitlich. Jakob Risch vom NABU hofft nun auf die Offenlegung im Juli. Dann könne man prüfen, ob noch rechtliche Schritte gegen den Ausbau möglich sind.