Harte Männer, raue Sitten: Filmplakat zu »Von Mann zu Mann«

Western von gestern

Filmgeschichte auf Kölner Leinwänden

Ich könnte in dieser Kolumne jeden Monat über Western schreiben. Denn: Der Western ist das Kino jener Liebe zum Kino, um die es an dieser Stelle geht. Das ist auch als Verbeugung vor Generationen von Cinephilen zu verstehen, deren größtes Glück ein Western war, über den sie nichts wussten, der aber auf die eine oder andere Weise ihr Leben veränderte. Aber was ist heute ein Film, über den man nichts weiß? Im Prinzip einer, um den sich die Filmgeschichtsschreibung von oben wie von unten nicht gekümmert hat.

 


Gianni Grimaldis im Filmclub 813 gezeigter »Pistoleros« (1965) käme dieser Beschreibung wohl am nächsten: ein fehlerfreier Italowestern ohne Kunstflausen oder Originalitätsansprüche, inszeniert von einem ziemlich interessanten Typen, der viel Bemerkenswertes (mit)geleistet hat, ohne dass sich daraus so etwas wie ein Œuvre ergeben hätte. Zudem war Grimaldi angenehm vielseitig: Als Drehbuchautor stemmte er zum Beispiel ein philosophisches Horrormeisterwerk wie Antonio Margheritis »Danza Macabra« (1964) ebenso gelassen wie eine depperte Cowboyklamotte wie den fabelhaften »Zwei Trottel als Revolverhelden« (1969), inszeniert von seinem Sohn Aldo.

 


Oder aus einer anderen Per­spek­tive betrachtet: Die Grimaldis dieser Welt sind jene Hand­werker, welche selbst für Quentin Tarantino zu obskur sind, als dass er ihre Schönheit plündern würde — sein »Django Unchained« (2012) etwa ist garantiert frei von Scherzen über diese Kinokunst-Klasse. Für Tarantino, dem die Lichtspiele Kalk diesen Sommer eine Retro widmen, müssen es schon die Jungs mit dem Willen zum Auffallen sein.

 


Giulio Petroni, Meisterschüler von Giuseppe de Santis (»Bitterer Reis«), würde da schon eher passen, selbst wenn ein Monument wie »Von Mann zu Mann« (1967), den der Filmclub zusammen mit »Pistoleros« zeigt, inszenatorisch vor allem durch seinen Respekt für die Hollywood-Tradition besticht. Was kurios ist, schrieb Luciano Vincenzoni das Drehbuch ursprünglich für den ersten und am Ende aller Tage auch brillantesten aller Italowestern-Stilisten: Sergio Leone — mit dem er sich dann allerdings verkrachte. Und so landete der Stoff bei Petroni, der ihn entspannter anging, aber auch mit einem angenehmen Sinn fürs straffe Erzählen. Der Regisseur Tapio Piirainen (der Dominik Graf Finnlands) hat schon recht, wenn er »Von Mann zu Mann« für eines der zehn bedeutendsten Werke seines Genres hält.