Impressionistisch: Geyser-Maskottchen

Gebündelt, wie in Zeitlupe

Auf seinem neuen Album »Fifth« schafft der Kölner Produzent Geyser ein Kaleidoskop elektronischer Musiken

Geyser ist sowohl Alias als auch Labelname des Musikers Riad Michael, der in Köln lebt und arbeitet, sich aber unabhängig vom lokalen Szenetreiben einordnet: »Köln ist eine sehr musikalische und lebendige Stadt, und ich habe bereits mit vielen hiesigen Musikern erfolgreich zusammenarbeiten können, allerdings ist meine Arbeit als hauptsächlich Tonträger produzierender Elektronik-Künstler relativ unabhängig von meinem Wohnort.«

 

Mitte September erscheint sein fünftes Album unter dem Namen »Fifth«. Doch woher rührt die Arbeit unter dem Namen Geyser, die begleitet wird von einem Maskottchen-ähnlichen Logo, das eben jenen Geyser als ein schwer deutbares Wesen zeigt? »Als ich vor der Veröffentlichung meines erstes Soloalbums stand gefiel mir dieser Name. Meine stilistischen Einflüsse sind sehr vielfältig, jedoch will ich mich nicht auf eine bestimmte Richtung festlegen, sondern meine eigenständigen Vorstellungen umsetzen«, erklärt Riad Michael. Ein impressionistischer Gedanke, dem er sich als Künstler verpflichtet scheint, denn »wichtig war vor allem, dass das Album meiner Sichtweise von Geyser entspricht. Dieses mal komme ich ihr vielleicht so nahe, wie noch nie, weil die Einflüsse besonders ausbalanciert und vielfältig sind.«

 

So erlebt man dann auch die Musik: Sie reflektiert unterschiedlichste Eindrücke aus der elektronischen Musik, zitiert aktuell dominante wie zeitlos gültige Einflüsse und ordnet sie im interpretatorischen Rahmen eines Downbeat-Albums ein. Der an sich authentische Ausblick auf die elektronische Szene wird wie in Zeitlupe wieder gegeben, mit dem Tempo verändert sich der Klang – und alles entspannt sich.

 

So gibt es auf »Fifth« massive Tracks wie »Brown Eyes«, atmosphärischen Drum’n’Bass mit kaum verzwirbelten Sounds oder verträumte Slowmotion-Breaks mit viel Fläche und Klangraum in »Further Steps« oder »Apollo«. Andererseits hört man eingängige Grooves wie in »Serpent« oder »Funtaz«, oder wie auf der Open-Air-Nummer »Control« sich weit öffnenden Dub-House mit langem Aufbau und subtilen Dynamik-Schüben von unten.

 

Die vielen Einflüsse und Facetten sind immer dezent ausgependelt, verlieren sich nicht in abstrakte, entrückte Dimensio-nen: Die Sounds bleiben elegant vordergründig, die Stücke klingen clean und aufgeräumt, wie von einem Kind, dass es schafft, im Sandkasten zu spielen, ohne sich dabei das weiße Kleid dreckig zu machen. Bei Geyser geht Verspieltheit auch ohne Verspultheit. Das ganz große Klangspektakel bleibt dadurch konsequenter-weise zwar aus, dafür ist »Fifth« ein stimmungsvolles, zugängliches Album und warm, wie der Sommer es gerne wäre.