Eine Stadt für alle: Tag des guten Lebens 2018 rund um den Ebertplatz

Besser leben ohne Autos

Nach fünf Jahren ist der Tag des guten Lebens wieder dort angekommen, wo alles angefangen hat: in Ehrenfeld

Allerdings wandert er jetzt von der Venloer Straße hinter den Gürtel: Zwischen Ehrenfeldgürtel, Helmholtzstraße, Äußere Kanalstraße und Subbelrather Straße haben Autos an diesem Tag Hausverbot, die Straßen werden zu Spielstätten für die Bürger. Am 15. September wundert sich niemand über die Sitzgarnitur auf dem Parkplatz, über Yoga auf der Kreuzung oder Frühstück mitten auf der Fahrbahn. Das diesjährige Thema lautet dementsprechend »Nachbarschaft macht Zukunft«. Die Anwohner erobern sich den städtischen Raum zurück. Hinter der Aktion steckt die Organisation Agora Köln. Sie veranstaltete das Nachbarschaftsfest erstmals 2013 in Ehrenfeld. Seit 2015 wandert der Tag des guten Lebens durch die Veedel, machte Station in Sülz, Deutz und im vergangenen Jahr rund um den Ebertplatz.

Was sagen Besucher zum Tag des guten Lebens?

1. Hast du einen Geheimtipp?

Jörn, 30, Projektmanager: »Eigentlich gibt es keinen Geheimtipp. Einfach das Flair auf sich wirken lassen und mit den Nachbarn ins Gespräch kommen.«

2. Welche Aktion ist dir aus den letzten Jahren besonders in Erinnerung geblieben?

Simon, 27, Student: »Ein Stand über die Möglichkeit, Zigarettenfilter zu recyclen. Das kannte ich bis dato nicht. Ich hoffe, dass dadurch in Zukunft weniger Filter-Müll in der Stadt rumliegt.«

3. Was wünscht du dir für die Zukunft in deinem Veedel?

Johanna, 29, Online-Redakteurin: »Generell eine autofreie Innenstadt und mehr Fahrradstraßen.«

Wie verbringt man den Tag?

Vielleicht so: Man setzt sich an an die »längste Tafel Ehrenfelds« auf der Leyendeckerstraße, Höhe Hausnummer 103, bringt was Leckeres zu essen mit und quatscht mit den Leuten von nebenan, die ihr Mobiliar vor die Tür gestellt haben. Von dort geht es in die Lessingstraße 2 zum »Flohmarkt für einen guten Zweck«. Wem vor lauter Tatendrang die Fingernägel jucken, der pilgert in die Platenstraße 53, wo man Seedbombs, garantiert pazifistisch, selbst machen und Saatgut tauschen kann. Danach ist Konzerthopping angesagt: HipHop meets neighborhood von Lyrical Psycho and Friends in der Christianstraße 14 und die Ehrenfelder Kantorei in der Thielenstraße 7-13. Überhaupt: Den ganzen Tag halten zahlreiche Infostände, wie zum Beispiel von Omas gegen rechts, Foodsharing, Greenpeace oder Stadtrad, die Stellung. Das komplette Programm findet ihr unter ehrenfeld-2019.tagdesgutenlebens.de

Was sagen die Veranstalter?

Martin Herrndorf von Agora Köln und Mitgründer des Tag des guten Lebens: »Die Planung ist im Laufe der Jahre professioneller geworden. Beim ersten Mal wusste keiner von uns, was passieren wird. Da war wahnsinnig viel Improvisation im Spiel. Es gab ja auch kaum Vorbilder für so eine Veranstaltung. Über die Jahre ist eine gewisse Routine reingekommen. Und mittlerweile steht unser Team im Austausch mit Städten wie Berlin, Stuttgart und Düsseldorf, aber auch Remscheid oder Solingen. Die Gunst der Stadt Köln, die mittlerweile kooperativ mit uns zusammenarbeitet, mussten wir uns erarbeiten. Da hat sich über die Jahre Vertrauen aufgebaut. Was sich seit dem ersten Mal verändert hat, ist der Schauplatz selbst: Ehrenfeld hat sich gewandelt. Die Mieten sind gestiegen, es gibt Druck auf soziale, kreative und Kultureinrichtungen. Das hat auch Aus­wirkungen auf das Engagement der Bewohnerinnen und Bewohner. Auch die Hitzesommer und Fridays for Future tragen natürlich dazu bei, dass sich viele Menschen einbringen wollen. Mit dem Tag des guten Lebens zeigen wir, wie eine klima- und menschenfreundliche Stadt aussehen kann.«

Welche Initiativen sind vor Ort?

Es wurden über 111 Aktionen von Anwohnern und 120 von Vereinen und Organisationen angemeldet. Zum Beispiel von Care 4 Cologne: Der Kölner Verein unternimmt zweimal wöchentlich Versorgungsgänge durch den Hauptbahnhof. Die Helfer von Care 4 Cologne verteilen Lebensmittel und Kleidung an Bedürftige, vor allem an Obdachlose. Das Care-4-Cologne-Team berichtet am Tag des guten Lebens vom Alltag obdachloser Menschen und erklärt, wie man den Verein personell und mit Spenden unterstützen kann. Die Initiative möchte Menschen für das Thema Obdachlosigkeit in Köln sensibilisieren. »Achtsamkeit und ein respektvoller Umgang miteinander schließt die Bedürftigen unserer Stadt ein«, sagt Vorstandsmitglied Britta Noras. Mehr unter: care4cologne.org

Kann man noch mitmachen?

Die Anmeldefrist für eigene Aktionen ist zwar schon verstrichen, man kann aber noch als »Helfer des Tages« das Organisationsteam unterstützen oder Kontakt aufnehmen zu Straßengruppen und Ansprechpartnern der angemeldeten Aktionen. Schaut ihr hier: tagdesgutenlebens.de/mitmachen

Tag des guten Lebens

So 15.9., Ehrenfeld, 11–20 Uhr
tagdesgutenlebens.de