Auf der Suche nach dem außer-europäischen Barock: Nô-Theater beim FELIX!

Barock am Rhing

Tolles Programm ohne Festivalgefühl

Es soll ja Menschen geben, die den Klang eines Cembalos ganz entzückend finden, andere hingegen behaupten boshaft (und fälschlicherweise), dass der unsäglich spitze Klang Grund dafür gewesen sei, dass das Barock fast hundert Jahre keine Aufspielpraxis kannte und erst von Felix Mendelssohn Bartholdy wiederentdeckt werden musste. In solche Lagerspaltungen sollte man sich nicht immer einmischen, kann vielleicht hinzufügen, dass zwar eine Chalumeau oder ein Fagott klanglich unübertroffen sind, sich das beim anderen großen Barock-Instrument, der Blockflöte, zumindest auf der basalen Ebene, nicht nachempfinden lässt.

Ob nun Fans des Barocks und seines Instrumentariums, oder erbitterte Gegner, für beide Gruppen sollte es etwas geben beim FELIX!-Original.Klang.Köln Festival, mit dem die Philharmonie wahlweise die letzte Spielzeit auslaufen lässt, oder die nächste einleitet. Es gibt da die klassischen Veranstaltungen, manchmal im ungewohnten Lichte: Das Festival wird mit einer Countertenor-Gala eröffnet, moderne Barock-Ensembles geben Händel oder Vivaldi ordentlich Zunder und pusten den
Muff aus den Ecken und mit der Bach’­schen Violinsonaten-Matinee wagt man sich zumindest aus den eigenen Hallen in die Trinitatis­kirche. Weitaus interessanter erscheint jedoch der Programmzweig, der lebhaft europäische Neuzeit mit der japanischen und indonesischen Vormoderne verbindet und zur Synthese bringt. Sowohl das Gamelan-Orchester-Konzert (»Folies de Java«) am Samstag Abend, sowie tagsdarauf die Aufführung dreier Nô-Theater aus der Edo-Zeit zeigen, dass auch hier lohnt die post-koloniale Brille aufzusetzen. Ersteres kann man im Zuge des FELIX!urban-Tagestickets mit zwei weiteren Konzerten verbinden (auch wenn man aus pragmatischen, aber nicht praktischen Gründen schon bei der Bestellung angeben muss, welche Konzerte man sehen mag). Für alle Konzerte, die nicht am Samstag stattfinden, gibt es ausschließlich Einzeltickets. Das ist insofern schade, als dass diese Praxis kein wirkliches Festival­gefühl aufkommen lässt — und vor allen Dingen auch nicht zum spontanen und inspirierten »Sitzen­bleiben« einlädt. So wird es dann doch wieder schwieriger als gedacht Gegner des Barock-Sounds zu überzeugen.

29.8.–1.9., Philharmonie und diverse Spielstätten,
Programm unter koelner-philharmonie.de/felix