Neues Programm im alten Gewand

Der König ist tot. Es lebe der König!

Das King Georg am Ebertplatz soll nun als Jazz-Club glänzen

Seitdem der alte Besitzer André Sauer seinen Abschied aus dem King Georg ankündigte, machten täglich immer neue Gerüchte um die Zukunft der »Klubbar« die Runde. Richtig ist, dass der Club sich unter neuer, vielköpfiger Führung dem Jazz zuwendet. Jens Bosch, Kölner Kulturmanager und konzeptueller Leiter des Projekts, drückt das so aus: »Zwischen Montag und Donnerstag gehört der Laden ganz dem Jazz.« Martin Sasse, seines Zeichens gut vernetzter Pianist und musikalischer Leiter, konkretisiert noch weiter: »Es gibt eine ungeheuer vitale Straight-Ahead-Jazzszene, die endlich ein Zuhause bekommt. In der Woche gibt es also Konzerte und Bar-Abende, die eher traditionelleren Richtungen des Jazz zugewandt sind.« Neben dem zeitgenössischen Programm, das etwa vom Loft oder dem Stadtgarten zelebriert wird, sei diese Szene seit etwa 20 Jahren heimatlos.

Das King Georg zeigt sich also mit neuem Konzept, aber auch im neuen Gewand? Von außen lässt sich derzeit noch nichts erkennen — drinnen wird viel, sehr viel geändert. Es heißt sich zu verabschieden von liebgewonnenen Eigen­heiten des Rotlicht-geschulten Wohnzimmerclubs. Das subsumiert sowohl ein paar charmante Besonderheiten (wie die fehlende Bühne), aber auch jene Spuren von 50 Jahren Bestehen, die man des Nächtens sehen, hören oder riechen konnte. Einige, bisher ungenannte, Details sollen bewahrt werden. Die Veränderungen werden dennoch einerseits zu Tränen bei Nostalgiker*innen führen, andererseits auch seine Vorteile — allein technisch — bringen. Jan Vater, der auch schon im »alten« King Georg organisatorisch tätig war und jetzt der Geschäftsführer der neuen ­Träger-GmbH ist, erzählt derweil von den baulichen Maßnahmen: »Derzeit realisieren wir mit einer Spezialfirma ein Schallschutz­konzept, das nahezu 100 % der Emissionen nach draußen und in die Nachbarschaft reduzieren soll.« Nach Pro­blemen in und mit der Nachbarschaft war es in den letzten Jahren recht leise nach den Konzerten geworden. Mehr Schalldruck dürfte auch Hermes Villena freuen, den neuen DJ-Booker, der das Wochenendprogramm gestaltet; er selbst möchte personelle Kontinuität mit neuen Konzepten und vor allen Dingen auch (inter-)nationalen Gästen mischen. Es soll »irgendwie jazzig« sein, was erstmal Techno und Rock ausschließt und sich dann offen zeigt. Also vieles, aber nicht alles neu? Liebgewonnene Kooperationen mit der Akademie der Künste der Welt und der, von Wolfgang Frömberg kuratierten, Reihe »Literatur zu Zeit« werden reaktiviert — andere kommen vermutlich hinzu. Vielleicht herrscht ja jetzt Professionalität, wo vorher kreative Hemdsärmeligkeit meist den Ton angegeben hat — auch das hatte seine Vorzüge und Nachteile.

Der Autor hat im »alten« King Georg in verschiedenen Funktionen mitgewirkt und wird demnächst regelmäßig auflegen.

Konzert: Eröffnung mit den King Georg All Star Band, 16.9., 20 Uhr

Stadtrevue präsentiert:
Konzert: Infant Finches, OTTO, 20.9., ­20 Uhr