Mord, Vergewaltigung und Einstiege in den Zeitungsmarkt

Watchdog — Unsere monatliche Medienkolumne

Zu den unauflöslichen Widersprüchen von Rechtsextremisten zählt stets aufs Neue, dass sie mit ihren Reaktionen auf Vorwürfe, rechtsextremistisch zu sein, diese Vorwürfe bestätigen. Wenn also der WDR-Redakteur und Leiter des Politmagazins Monitor Georg Restle in einem Tagesthemen-Kommentar im Juli die AfD als »parlamentarischen Arm« der völkischen Identitären Bewegung bezeichnet und als Konsequenz eine Einstufung der Partei als rechtsextremistisch fordert, dann fordert auf Facebook ein ThomasHoferAfD in bestem Deutsch: »dieser Restle gehört weg, aber richtig weg. So das er nie mehr reden kann.« Ein anderer AfD-Sympathisant hegt die Fantasie, dass »Leute wie @georgrestle konzentriert werden.« Der WDR betrachtet diese Posts als Morddrohungen und hat Anzeige erstattet.

#MeToo zeigt weiterhin Wirkung, auch wenn die sexuellen Übergriffe bereits einige Zeit zurückliegen. So hat Die Zeit just berichtet, dass sich die Deutsche Welle in Bonn bereits im August 2018 von einem Moderator und Reporter getrennt habe, der eine Frau vergewaltigt haben soll. »Yosri F.«, so wird der Journalist in dem Artikel abgekürzt, »ist so etwas wie der arabische Günther Jauch« und habe bereits für alle großen arabischsprachigen Sender gearbeitet, bis er 2016 von der Deutschen Welle für die Sendung »The Fifth Estate« angeworben wurde. Noch in jenem Jahr hätten die Taten stattgefunden, die zur Beendigung des Beschäftigungsverhältnisses führten. So sagte eine ehemalige freie Mitarbeiterin aus, von Youri F. vergewaltigt worden zu sein, und eine ägyptische Bloggerin gab an, in seiner Berliner Wohnung von ihm sexuell belästigt worden zu sein. Die Berliner Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen wegen des Anfangsverdachts einer Straftat gegen die sexuelle Selbstbestimmung aufgenommen. Die Zeit sieht ein strukturelles Sexismus-Problem bei dem steuerfinanzierten Auslandssender. Ein Vorwurf, den die Welle nicht stehen lassen mag. In einer Stellungnahme wird darauf verwiesen, dass es gerade die von der Geschäftsleitung 2018 initiierten Aufklärungskampagnen waren, die Wirkung zeigten: »Erst diese umfassende Kampagne führte zu ersten Hinweisen, denen die Geschäftsleitung nachging«, heißt es in der Erklärung.

Was machen die DuMontschen Regionalzeitungen? Der September soll den Abschluss der Prüfung aller denkbaren Verkaufsoptionen bringen, doch woanders ist gerade mehr Bewegung auf dem Zeitungsmarkt. So findet derzeit »eine der spektakulärsten Übernahmen in der deutschen Medienbranche« statt, so die Süddeutsche. Der New Yorker Finanzinvestor KKR hat etwas mehr als 20 Prozent der Anteile von Axel Springer übernommen und plane, das Unternehmen erst von der Börse abzuziehen, um es dann in spätestens sieben Jahren mit Gewinn zu verkaufen. Vor diesem Hintergrund wird die Zukunft des Springer-Blatts Welt spannend, denn die Welt macht keine Gewinne. Auch bei der FAZ passiert dieser Tage einiges. Im Juni wurde Stefan Quandt in den Aufsichtsrat gewählt. Viel wurde zu dieser Personalie bislang nicht kolportiert, jedoch würden sich gewiss nur wenige Medienhäuser gegen das Engagement eines BMW-Erben mit einem geschätzten 16-Milliarden-Euro-Vermögen wehren. Sicherlich auch DuMont nicht, das 2018 für das gesamte Regionalgeschäft ein Ergebnis von 50 Millionen Euro vor Steuern und Abschreibungen angab. Für das Fünffache, also 250 Millionen, würde DuMont gerne verkaufen.