Mario Adorf und Roland Klick beim Dreh zu »Deadlock«

Die Hoffnung weht ins Nirgendwo

Filmgeschichte auf Kölner Leinwänden

Für das ganz große cinephile Glücks­erlebnis muss man im September leider Köln verlassen und nach Düsseldorf fahren. Dort wird im Filmmuseum eine ziemlich komplette Retrospektive des unvergleichlichen Roland Klick zur Feier seines 80. Geburtstags gezeigt, in Anwesenheit des Meisters selbst. Monumente des Weltkinos wie den Can-getriebenen Pop-Art-Western »Deadlock« (1970), den knackigen Sozialreißer »Supermarkt« (1974), und die ewige Punk-Exzess-Baustelle »White Star«(1983) kann man gar nicht oft genug anbeten. So wie man »Bübchen« (1969), die todtraurige Eloge an die Liebe eines Vaters zu seinem Sohn, »Lieb Vaterland magst ruhig sein« (1976), den melancholischsten aller Spionagefilme aus der Bonner Republik, sowie »Schluckauf« (1992), diese bizarre Berlin-Komödie ohne Morgen, immer wieder neu entdecken muss, weil die sich so oder so niemals, noch weniger als Klicks Kultfilme, werden
passend machen lassen, niemals.

Hoher Besuchs ganz anderer Art hat sich allerdings auch bei uns angekündigt: Im Filmclub 813 gibt sich Peter Goedel die Ehre. Auf dem Programm stehen der Köln-Schlager »Talentprobe« (1980), mit dem man auch nach zig mal Sehen noch gerne lacht, weil einem immer wieder zum Heulen zumute ist ob all der Hoffnungen, die hier ins Nirgendwo verwehen, sowie »Hinter den Elbbrücken« (1986), ein eher selten gezeigtes Reisestück, in dem zum Fischfang die großen kleinen Themen des Lebens auf Reling, Deck und Tisch kommen. Von der Neugier und Demut, mit der Goedel seine Protagonisten betrachtet, kann jeder Dokumentarist dieses Landes unter 70 Jahren noch etwas lernen, jeder.

Unter all den Veranstaltungen, zu denen niemand zu Besuch kommen wird, sticht diesen Monat ein eigenwilliges, kontraststarkes Doppelpack hervor: Mario Caianos »Die letzten Zwei vom Rio Bravo« (1964) und Hugo Fregoneses »Die Verfluchten der Pampas« (1966). Ersterer bietet eine historisch wenig akkurate, dafür verblüffend vergrübelte Variation über die Geschichte von Pat Garrett. Letzterer eine Gaucho-Version des Kavallerie-Western, deren Willen zum Exzess die Dauerlakonie der Italo-Western plötzlich dröge wirken lässt. Caiano wäre als zurückgenommener Stilist mit Zug zum Kühlen überhaupt einmal zu erforschen, Fregonese hingegen endlich der Thron im Kanon-Pantheon zuzuweisen, der ihm schon lange gebührt.

Mi 4.9.–So 29.9., Retrospektive Roland Klick, Filmmuseum Düsseldorf

Sa 28.9. & So 29.9., Peter Goedel im Filmclub 813

Fr 27.9., Western-Doppelpack, Filmclub 813