Auch mal Hauptstadt sein: Die Fair-Trade-Auszeichnung sorgte in Köln für gute Stimmung

Der Pokal wandert weiter

Was bleibt nach zwei Jahren von Köln als »Hauptstadt des fairen Handels«?

Wer einen Titel abgeben kann, muss ihn vorher zumindest gewonnen haben. Wenn am 18. September in Köln eine neue »Hauptstadt des fairen Handels« gekürt wird, muss Köln seinen Platz an der Spitze der fairen Kommunen in Deutschland vorerst wieder räumen. Vor zwei Jahren hatte die Organisation Engagement Global den Preis an Köln verliehen. Die Stadt bekam 60.000 Euro Preisgeld, symbolische Ortseingangsschilder und einen Pokal, der bis Mitte August im Schokoladenmuseum ausgestellt war. Jetzt wandert der Titel weiter, weil Köln als amtierende Fair-Trade-Hauptstadt nicht am Wettbewerb teilnehmen darf. Was bleibt aus zwei Jahren »Hauptstadt des fairen Handels«?

»Der Titel hat dem Thema Fair Trade einen enormen Schub gegeben — sowohl innerhalb der Verwaltung als auch in der Zivilgesellschaft«, sagt Miriam Feldmann. Feldmann ist im Amt der Oberbürgermeisterin für das Thema zuständig. »Wir konnten die Sichtbarkeit von fairem Handel und fairen Produktionsbedingungen erhöhen«, sagt Feldmann.

Wir konnten die Sicht­barkeit von fairem Handel und fairen Produktions­bedingungen erhöhen Miriam Feldmann

Ein Viertel des Preisgeldes ging an die Verwaltung. Mit den 15.000 Euro wurden hier Pilotprojekte im Bereich des Fair Trades angeschoben. Die Mitarbeiter des Grünflächenamts tragen nun fair produzierte und gehandelte Arbeitskleidung, auch die Friedhofsschuhe der städtischen Mitarbeiter haben ein Fair-Trade-Siegel. Ebenso hat die Stadt begonnen, ihre Spielwaren und Fußbälle aus fairer Produktion anzuschaffen. Das wirkt kleinteilig. Doch in der Beschaffung einer öffentlichen Behörde mit knapp 20.000 Beschäftigten habe die Umsetzbarkeit des Fair-Trade-Gedankens derzeit noch Grenzen: »Die Beschaffung ist dezentral organisiert. Außerdem laufen Rahmenverträge teilweise sehr langfristig«, sagt Miriam Feldmann. »Viele Dinge können nicht von heute auf morgen verändert werden.« Mit vielen der mehreren Hundert Verwaltungsmitarbeitern, die mit der Beschaffung betraut sind, hat ihr Amt Schulungen durchgeführt, etwa zum Vergaberecht für faire Produkte. »Wir haben für das Thema sensibilisiert«, meint Feldmann.

Den Großteil des Geldes nutzte die Stadt aber, um es an die Initiativen und Organisationen zurückzugeben, die Köln vor zwei Jahren überhaupt erst eine erfolgreiche Bewerbung ermöglicht hatten. Die Verwaltung hat im vergangenen Jahr Förderungen für acht Projekte ausgeschrieben, die derzeit umgesetzt werden. Die Melanchthon-Akademie beschäftigt sich etwa mit fairem Handel in Gemeinden, das Flüchtlingsprojekt Rugby United trägt das Thema Fair Trade in den Karneval — inklusive fairer Kamelle im Veedelszoch. Miriam Feldmann betont, dass die vergangenen zwei Jahre vor allem bewirkt hätten, dass sich alle Menschen, die sich in Köln mit dem Thema Fair Trade auseinandersetzen, besser vernetzen konnten: »Das hat schon bei der Bewerbung für die Hauptstadt des fairen Handels begonnen. Wir konnten viele Synergien schaffen, die weiterhin Bestand haben werden.«

Dass der Pokal als Symbol der Hauptstadt des fairen Handels im September in eine andere deutsche Stadt wandert, kann Feldmann verschmerzen. »Auch wenn jetzt andere mit dem Titel ausgezeichnet werden, bleiben wir weiter eine Hauptstadt des Fairen Handels.«

Kölner Fair Trade Night
Do 26.9., 17–22 Uhr, Forum VHS im Museum am Neumarkt

Fair begegnen — Fair gestalten. Kongress der Ideen und Taten
Mi–Fr 18.–20.9., E-Werk & Palladium, skew.engagement-global.de/fair-begegnen.html