Nur 42 Kilometer bis zur Becherrückgabe: Der Köln-Marathon will nachhaltiger werden

Mit Pappbecher und Holzmedaille

Beim Köln-Marathon am 13. Oktober kommen erstmals Mehrwegbecher zum Einsatz. Wie nachhaltig kann ein Massensportereignis sein?

Der Kölner Marathon ist das größte Massensportereignis der Stadt. Mehr als 22.000 Läufer nehmen jedes Jahr im Herbst an Halbmarathon oder Marathon teil. So gut die Energiebilanz der Starter ist, so schlecht war bislang die Umweltbilanz der Veranstaltung. Der TÜV hat berechnet, dass das Event 2018 in Summe 140 Tonnen CO2 erzeugte. Vor allem an den Verpflegungsstationen auf der Strecke fielen große Mengen Müll an: Die Läufer schnappen sich dort Getränkebecher, trinken meist im Laufen und lassen die Plastik­behälter wieder fallen. Vor lauter zertretenem Plastik war meist kein Asphalt mehr zu sehen.

Beim diesjährigen Marathon am 13. Oktober soll sich das ändern. »Wir sind uns des Problems ja nicht erst seit gestern bewusst«, sagt Jan Broniecki vom Köln-Marathon. »Nach dem Rennen im vergangenen Jahr saßen wir zusammen und haben uns gesagt: Jetzt reicht’s!« Der Köln-Marathon trage Verantwortung für Sicherheit und Service — aber auch für Nachhaltigkeit. Beim Rennen in diesem Jahr sollen unter anderem Mehrwegbecher helfen, dieser Verantwortung gerecht zu werden: 100.000 Becher sind aus Hartplastik und wiederverwendbar, die übrigen 300.000 Becher aus recyclingfähiger Pappe.

Beim Basteilauf, einem Volkslauf mit knapp tausend Startern über die Kurzdistanzen von fünf und zehn Kilometern, testeten die Organisatoren Ende März Mehrweg­becher und Fangnetze. Die Läufer warfen die Becher an den Verpflegungsstationen in große Netze, Helfer stapelten die Behälter, die nach dem Rennen ökologisch gereinigt wurden. Das Konzept bewährte sich für den Marathon. Die AWB half bei Konzeption und Fertigung widerstandsfähiger Fangnetze, die Rhein­energie stellt die Becher, die auch für andere Veranstaltungen geliehen werden können. »Wenn wir die Veranstaltung nachhaltiger machen wollen, sind wir auf Mithilfe angewiesen«, sagt Jan Broniecki. Das betreffe Sponsoren oder die Stadt, aber natürlich auch die Läufer auf der Strecke. »Der Becherwurf im Rennen hat ja auch eine sportliche Komponente«, sagt Broniecki und lacht. Beim Basteilauf sei schnell eine Gruppendynamik entstanden. »Manche Läufer sind sogar umgedreht, wenn sie nicht getroffen haben.«

Auf der Strecke werden in diesem Jahr zunächst 20.000 Mehrwegbecher an einer Verpflegungsstation eingesetzt, die übrigen 80.000 im Verpflegungsdorf am Ziel. In den kommenden Jahren wollen die Veranstalter das Angebot auf der Strecke ausweiten, wenn es sich bewährt. »Wir wollen ein Vorbild sein«, sagt Jan Broniecki — sowohl für die Starter als auch andere Veranstaltungen. Beim London-Marathon testete man sogar essbare Wasserkugeln aus Algen. Auch der 1. FC Köln nutzt bei seinen Heimspielen in dieser Saison Mehrweg statt Einweg. Nach Berechnungen der Deutschen Umwelthilfe hatte der Effzeh in der vergangenen Saison bei seinen 17 Heimspielen 927.000 Einweg­plastikbecher verbraucht.

Auch die Medaillen, die jeder Finisher im Ziel erhält, sind beim Köln-Marathon künftig nachhaltiger: Bisher wurden sie aus Zink gefertigt, das in Südamerika abgebaut wurde. In diesem Jahr sind sie aus Holz, das aus nachhaltiger Forstwirtschaft in Ungarn stammt und in Solingen weiterverarbeitet wurde. Das Feedback zu den Bemühungen sei grundsätzlich positiv ausgefallen, berichtet Jan Bro­niecki. »Aber wir hatten auch Starter, die uns gesagt haben: Dann laufe ich lieber woanders, da kriege ich eine ordentliche Medaille.«