Akademikerinnen, ratlos: Sarah Ralfs, Sophie Rois

Weitermachen Sanssouci

Max Linz hat die erste echte Universitäts-Komödie gedreht

Komödien im universitären Milieu handeln gewöhnlich von Professoren, die Studentinnen nachstellen, oder von Studierenden, die mehr Zeit mit Feiern zubringen als mit Lernen. »Weitermachen Sanssouci« ist die vielleicht erste Universitäts-Komödie, die die Institution wirklich in den Blick nimmt. Regisseur und Drehbuchautor Max Linz seziert dabei die Aporien und Absurditäten des neoliberal durchreformierten Bildungsbetriebs mit dem Besteck der kritischen Theorie. Und das ist tatsächlich überraschend komisch — zumindest für Menschen, die schon einmal einen Drittmittelantrag stellen oder sich einer akademischen Evaluierung unterziehen mussten. Oder auch für Studierende, die sich fragen, was die Wissenschaft eigentlich noch mit dem zunächst einmal zweckfreien Streben nach Wissen zu tun hat.

»Der Beweis, das war doch einmal ein Mittel, um seine wissenschaftlichen Beobachtungen zu bestätigen«, sagt Professorin Brenda Berger entnervt im Film. »Aber seit wir nur mehr damit beschäftigt sind zu beweisen, dass wir die Besten sind, finden wir überhaupt nichts mehr heraus, was sich zu beweisen lohnen würde.« Der Satz bezieht sich auf die externe Evaluierung, der sich ihr Institut für Kybernetik an der Berliner Universität unterziehen muss. Nur ein positives Ergebnis kann das Institut vor dem Ende bewahren.

Zur Vorbereitung der Evaluation bekommt Dozentin Phoebe Phaidon, bislang nur mit einem Lehrauftrag am Institut, eine 28-Prozent-Stelle. »Weitermachen Sanssouci« ist aus der Perspektive dieses akademischen Mittelbaus erzählt, der eigentlich — überqualifiziert und unterbezahlt — das akademische Proletariat ausmacht. Phoebe steht zwischen den Professoren und den Studierenden, die mit einer Mensa-Besetzung den Aufstand gegen eine Universität proben, die sich den Vorgaben von Unternehmensberatern beugt. Und zu allem Überfluss gibt es auch noch Probleme mit der am Institut entwickelten Virtual-Reality-Simulation des Klimawandels.

Ähnlich wie schon im Vorgängerfilm »Ich will mich nicht künstlich aufregen«, der den Kunstbetrieb ins Visier nahm, schafft es Regisseur Max Linz, sich über sein Sujet lustig zu machen, ohne damit populistisch antiintellektuelle Reflexe zu bedienen. Das verhindert schon die erneut strenge Form und das nicht-psychologisierende Spiel der Darsteller. Aber auch ohne Identifizierungshilfen macht der Film klar, auf welcher Seite er steht: Professor Alfons Abstract-Wege (letzte Veröffentlichung: »Darf ich Bitten: Höflichkeitsdiskurse in der Hotelbranche«) mag ein eitler Fatzke sein, der sich dem neoliberalen Zeitgeist andient, Phoebe und ihren Mittelbaukollegen dagegen gilt die Sympathie des Films.

D 2019, R: Max Linz, D: Sarah Ralfs, Sophie Rois, Philipp Hauß, 80 Min.