La Chasse au Major, 2009, Acryl auf Leinwand, 90× 130 cm | © 2019 Mœbius Production

Am Ende der Mœbius-Schleife

Das Max Ernst Museum zeigt das Werk von Comic-Legende Jean Giraud

»Ich denke, dass meine Kunst mein Leben widerspiegelt, und nicht umgekehrt, so wie das bei anderen Künstlern der Fall ist.« Nur eines der Zitate, die Besucher der Mœbius-Ausstellung von der Wand herunter grüßen. Jean Giraud (1938 –2012) gilt als einer der einflussreichsten Comic-Zeichner des 20. Jahrhunderts. Mit seiner vierzig Jahre andauernden Arbeit am Comic-Western »Leutnant Blueberry«, die 1963 begann, prägte er die franko-belgische Schule; Legendenstatus erreich­te er jedoch unter seiner künstlerischen Identität: Als Mœbius widmete er sich weniger den irdischen als den außerirdisch-fantastischen Wüsten und Steppen.

Die Brühler Schau versucht einen Überblick über das Gesamt-Œuvre zu bieten, fokussiert sich aber auf die futuristischen Welten aus der Feder und der Tusche des Meisters. Keine Sorge, zu wenig Material wird einem beim besten Willen nicht geboten. Original-Zeichnungen, Digi-Prints auf Dibond oder Papier, in klein, groß und größer, scrollbare Comic-Bücher auf montierten Tablets — dazu gibt es acht Werke, die vor den digitalen Augen der Handy-Linse gleich zum Mini-Film werden. Trotz der Formvielfalt und Materialfülle umschifft Kurator Patrick Blümel die immer drohende Überladenheit. Geschickt in acht Katego­rien aufgeteilt bekommt man Einblick in das überbordende Werk und die Gedankenwelt des Franzosen.

Nach zwei Mexiko-Reisen, von denen er berauscht zurückkehrte — beim ersten Mal von der Weite der nordamerikanischen Wüste, beim zweiten von seiner Peyotl-Erfahrung —, entwickelte Mœbius jenen Stil, für den er heute geschätzt wird: Große, plane, opake Bildhintergründe, auf denen sich die Akteure, etwa der stumme Krieger und Starwatcher Arzak, und fantastische Elemente überlagern und auf verschiedenen Ebenen miteinander korrespondieren. Feine Schraffuren, psychedelische Farbräume und Absurditäten in­­klusive. Diese Bildwelten beeinflussten George Lucas (Star Wars), Hayao Miyazaki (Studio Ghibli) und vor allem den Film-Surrealisten Alexander Jodorowsky, für dessen nie verwirklichtes Epos »Dune« Mœbius Design und Storyboards fertigte — schon das ist Grund genug, die Ausstellung zu besuchen.

Max Ernst Museum Brühl des LVR
Comesstraße 42 / Max-Ernst-Allee 1, Brühl
Di–So 11–18 Uhr, bis 16.2.20